Normandiereise

Reise in die Normandie vom 27.08.2023 bis zum 01.09.2023   

Die Normandie und die Bretagne, Landschaften im nördlichen Teil Frankreichs, scheinen Orte der Sehnsucht vieler Menschen zu sein. Dafür sprechen unendliche viele Reise-Dokumentationen im Fernsehen, Reiseberichte und selbst „Le Commissaire Dupon“ in „Bretonische Spezialitäten“ ermittelt im beschaulichen Saint-Malo, das zur Bretagne zählt. Künstler, Schriftsteller und Maler, u.a. Monet ließen sich von der eindrucksvollen Landschaft des Nordens inspirieren und hielten diese in Romanen und Bildern fest.  Nicht umsonst wird sie als das Fest der Farben und des Lichtes beschrieben. 

44 Mitglieder des HKVs konnten an der Reise in die Normandie/ Bretagne teilnehmen, um selbst die beeindruckende Schönheit des Landes kennen zu lernen und ebenso eine Rückbesinnung in die eigene Geschichte zu erfahren. 

Auf der Fahrt nach Saint-Malo, unserer ersten Etappe, wurden wir vom elektronischen Reisebegleiter über Wissenswertes und der Geschichte des Landes aufgeklärt. Ein kurzer Film über Mont Saint Michel machte neugierig und ein Rätsel über Märchen verkürzte die lange Anreise. 

Die Fahrt durch die Landschaften der Bretagne und der Normandie führt durch unendlich schönes Grün mit herrlichem altem Baumbestand, weiten Feldern und schmucken alten Bauernhöfen, die von uralten Eichen umrahmt sind.  Je näher man sich an die Küste heranpirscht, desto intensiver wird das Lichtspiel im Horizont. Es strahlt Ruhe und Kraft aus, die sich wohl auch auf alle Mitreisenden auswirkte.  

Alle Orte, die wir auf dieser 4 tägigen Reise besucht haben – Saint-Malo, Étretat, Honfleur, Trouville, Deauville und Rouen sind durch ihre einzigartige Schönheit geprägt. Sie bestehen im Kern aus historischen Altbauten, wunderschönen mit Blumen geschmückten Fassaden, schmalen Gassen, die gefüllt sind mit kleinen Geschäften und deren landesüblichen Angeboten. Neben den drei „C“s (Calvados, Cidre und Camembert) sind Schokolade, Nougat und weitere süße Leckereien zu genießen. Probiert wurde das Galette, ein mit u.a. Schinken und Käse gefüllter Buchweizenpfannkuchen, das Crêpe und sicher auch das eine oder andere Glas Wein dazu.

Typisch für diese pittoresken Städtchen sind Kathedralen aus verschiedenen Zeitaltern und kleinere Kirchen, deren Innenleben mit all den vielen Bleiverglasungen, Statuen, Verzierungen zu erfassen Stunden dauern würde. 

Die meisten Häuser in der Normandie/ Bretagne wurden aus Granitbausteinen hergestellt, teilweise mit Fachwerk, an der Smaragdküste, am Cap Fréhel, auch aus dem dort gewonnenen Feuerstein. Die Städtchen am Atlantik verfügen zumeist über einen Hafen und kleinere Badebuchten aus Sand oder Kieselsteinen. Beachtenswert ist der extrem hohe Tidenhub von bis zu 15 Metern.

Diesen haben wir in Mont Saint Michel leider nicht erleben dürfen; die Festung mit der Abtei, in der zurzeit zwölf Mönche und Nonnen aus einer katholischen Bruderschaft wohnen, war von Sand umgeben. Der weite Blick in den Horizont und auf das Land tröstete ein wenig.    

Die Festung selbst galt es am zweiten Tag unserer Reise zu „erklimmen“. Es ging wirklich sehr steil hoch bis zur oberen Plattform. Mit der Reiseleiterin Polly, die mit bemühtem Charme die wesentlichen Fakten der berühmten Abtei vorstellte, unterstützen Audio Guides den Gang durch die Abtei in ihrem ganzen Komplex. Glücklicherweise war unsere Reisegruppe sehr früh an der Festung. Im Laufe des Tages strömten unendlich viele Touristen aus aller Herren Länder in das Anwesen. 

Sicher stellt der Besuch des Mont Saint Michel (Weltkulturerbe) einen der vielen Höhepunkte unserer Reise dar; nach dem Eifelturm mit 3,5 Millionen Besucher im Jahr die zweitgrößte Touristenattraktion in Frankreich. Am Nachmittag konnte man im Sonnenschein mit einem Glas Wein fangfrische Austern in Cancale, einem kleinen Fischerdorf an der bretonischen Küste, genießen. Wer’s mag!  

Bei einem Stadtrundgang in Saint-Malo mit Polly am nächsten Tag erfuhren wir einiges über die Gründung dieser Stadt, die mit haushohen Wehranlagen und acht mächtigen Toren geschützt ist. Sowohl die Altstadt mit ihren Mauern als auch die klassizistischen Reederhäuser aus dem 18. Jahrhundert wurden nach dem 2. Weltkrieg originalgetreu wiederaufgebaut. Zu erwähnen ist neben den vielen anderen Seefahrern, Jacques Cartier, der das heutige Quebec in Kanada gründete. Saint-Malo, ein Anziehungspunkt vieler Touristen, ist weit größer als die kleine historische Altstadt vor zu geben scheint. 

In den kleinen Gässchen der Altstadt reiht sich ein Restaurant nach dem anderen und es war tatsächlich sehr schade, dass wir nur einmal ein typisches Menu in einem dieser Restaurants genießen konnten; zumal die Atmosphäre draußen zu sitzen den wesentlicheren Teil ausmachte.

Die Fahrt an der Cote d‘ Emeraude entlang, eine der vielen malerischen Küstenstraßen, führte zunächst zum Cap Fréhel,  einer Art Landzunge in der nordöstlichen Bretagne am Golf von Saint-Malo. Die schroffen Felsen sind mit Dünengras in leuchtendem Braun übersät, gelber Stechginster und Erika in Rosarot. Hier stehen zwei Leuchttürme, einer aus dem 17. Jahrhundert, der andere aus dem Jahr 1950. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die gesamte Landschaft, der Küstenregion und dem rauen Meer mit seinem großartigen Wellenspiel. Die weitere Fahrt endete in Dinard, von dort aus setzte uns ein kleines Fährboot nach Saint-Malo über. 

Der dritte Tag widmete sich einem Besuch des „Normandy American Cemetary and Memorial“ am Omaha Beach. Jedes Jahr wird dem D-Day (6.Juni 1944) ein ausführliches Gedenken gewidmet; jener Tag, an dem die Alliierten an den Stränden der Normandie anlegten um das Ende des 2. Weltkriegs einzuleiten. In der o.g. Gedenkstätte, eine wunderschöne Parkanlage, stehen etwa 3000 weiße Kreuze und Davidsterne in Reih und Glied, die an die vielen toten Soldaten erinnern.  In einem 3D Kino konnte man anhand historischer schwarzweiß Aufnahmen das Kriegsgeschehen „erleben“. Nichts für schwache Nerven!

Einige Mitglieder bevorzugten den steilen Weg zum Fischerdörfchen Arromanches-les-Bains um dort am Strand selbst Reste der Landungsbrücken anzuschauen. Das Dorf streift an einer Hügellandschaft des Pays d’Auge, das vor allem durch die vielen Apfelbäume, der Calvados – und Cidreherstellung bekannt und geschätzt wird. Bei einem anschließenden Besuch der Calvadosbrennerei im Schloss Saint Brieux wurde uns die Herstellung erklärt und selbstverständlich wurde probiert. Ähnlich einer Weinprobe!

Der nächste Tag unserer Reise galt der Cote Fleurie, eine Zeitreise durch die Belle Epoche mit den berühmtesten Seebädern der Bretagne/ Normandie. Mit Thomas, einem enthusiastischen Reiseleiter, wurde zunächst Étretat, ein sehr bekanntes Seebad, angesteuert. In „normannischer Spucke“, einem leichten Nieselregen, führte er uns durch den Touristenort zum beeindruckenden Strand mit steilen Klippen und Felsvorsprüngen.  Ein Markt mit bretonischen Köstlichkeiten und typischen Shirts verlockte zum Einkaufen.

Im Regen, leider, wurde Honfleur besucht. Ein Kleinod, wunderschön und mit gut erhaltenen, geschichtsträchtigen Häusern rund um den Hafen. Marie-Antoinette, die Ehefrau des Sonnenkönigs, Ludwig dem Sechzehnten, eine sehr geschäftstüchtige Frau, ließ die für Honfleur typischen schmalen Häuserreihen bauen, gegeneinander gesetzt in zwei verschiedenen Höhen um Steuern auf den Grundstücken zu sparen. Daher sind diese einmaligen, für Honfleur typischen Fachwerkhäuser, entstanden. 

Der Himmel klärte sich ein wenig auf und so genossen wir die kleine, aber inhaltsträchtige Besichtigung der wesentlichen Bauten in Honfleur. Der Aufenthalt war zu kurz und schon wurden die nächsten Seebäder Trouville und Deauville aufgesucht. Ein breiter Sandstrand und das Casino laden hier zum Verweilen ein.

Diese Gegend bezeichnen die Franzosen auch als das 21. Departement, da hier die Sommerhäuser, teils wunderschöne gut erhaltene Holzvillen, der etwas mehr Betuchten stehen. Eine gute Verkehrsanbindung über Autobahn und Zug erleichtert den schnellen Wochenendbesuch.

Von  Le Havre aus startete der Bus die Heimreise an; vorher gab es eine kleine Stadtrundfahrt und selbstverständlich muss die „Brücke“ Le Pont d’Havre über die Seine erwähnt werden, ein imposantes, technisch ausgefeiltes Bauwerk, das auch als Eingang zum Departement Calvados bezeichnet wird.

Bevor wir uns endgültig auf den Heimweg machten, gab es in Rouen noch eine einstündige Stadtführung. Rouen selbst wartet ebenfalls mit alter Geschichte auf; die berühmteste Figur der Stadt ist wohl Jean D´Arc, die als junges Mädchen auf grausame Weise ihr junges Leben verlor. Die Kathedrale in Rouen ist einzigartig in ihrer Größe und Schönheit; eine astronomische Uhr, zu der die erste Fußgängerzone Frankreichs führt und die Markthallen wurden ebenfalls besichtigt. Nach dem letzten frischen Croissant oder Baguette mit einem Café au lait verabschiedeten wir uns aus der Normandie.  

Die Rückfahrt verlief ohne Probleme und wir kamen voller beindruckender Erlebnisse – noch mit dem Geruch des Meeres in der Nase, vielleicht auch den Geschmack der Austern auf der Zunge, im höchsten Maße zufrieden mit dieser wundervollen Reise müde zuhause an.

Antonio Peres, dem Fahrer der Firma Laschke, ist es gelungen mit viel Ruhe und Engagement uns durch eine atemberaubende Landschaft zu begleiten; freundlich und zuvorkommend für das Wohl seiner Gäste sorgend.

Die Idee der Geschäftsführung des Heimat-und Kultur-Vereins eine Reise in die Normandie/ Bretagne anzubieten, war einmalig gut. Dafür gebührt Dank und Anerkennung, für die gute Organisation und die fürsorgliche Begleitung während der gesamten Reise.                                                                                              

Text:Gisela Kusenberg,
Fotos Peter Schriefer