Zum Landtag nach Düsseldorf

Bericht über die HKV-Fahrt

Am 28.10.2021 fuhr eine 25 Personen starke Gruppe des HKV nach Düsseldorf. Die Fahrt hatte Herr Dr. Karaus vorbereitet. Ziel waren  das im Aufbau befindliche Haus der Geschichte NRW und der Landtag von NRW. Ich bin gebeten worden einen Bericht über diese Fahrt zu schreiben.  Die gewonnen Eindrücke waren so vielfältig, so dass ich mich auf nur einige wenige beschränken möchte. Während der Busfahrt hat uns Herr Dr. Karaus mit einem kleinen Vortrag auf das erste Ziel „Haus der Geschichte NRW“ eingestimmt. Einige von uns hörten zum ersten Mal, dass es ein „Haus der Geschichte NRW“ überhaupt gibt.  Dieses ist nicht weiter verwunderlich, da es relativ neu und noch im Aufbau begriffen ist.

NRW feiert in diesem Jahr das 75-jährige Jubiläum seiner Gründung. Auch wenn bereits in den 1980-ziger Jahren über ein Landesmuseums diskutiert wurde, hat die Idee der Schaffung eines „Hauses der Geschichte NRW“ offenbar erst im Rahmen der Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier Fahrt aufgenommen. Hierzu wurde in 12/2019 per Gesetz die Stiftung „Haus der Geschichte NRW“ errichtet. Deren Zweck ist es die Entstehung und Entwicklung NRW’s darzustellen. Als geeignetes Gebäude bot sich der erst seit kurzem im Landesbesitz befindliche „Behrensbau“ an, der seit 2017 leer stand und zu dem in unmittelbarer Nähe zum Landtag gelegen ist. Die Stiftung nahm im Februar 2020 ihre Arbeit auf und stellte im August 2021 eine erste vorläufige Ausstellung der Öffentlichkeit vor.  Wir gehörten zu den sehr frühen Besuchern dieser Ausstellung.
Durch die Ausstellung wurden wir in zwei Gruppen geführt. Die Gruppe, zu der ich gehörte, führte Frau Kuhs, die dies, nach allgemeinem Konsens, sehr angenehm und kompetent machte.

Landtag Düsseldorf


Zu Beginn der Führung durch die Ausstellung gab uns Frau Kuhs , einige Informationen zur Entstehung des Gebäudes. Es sei von dem damaligen Architekten Peter Behrens als Verwaltungsgebäude der Mannesmann Röhren AG geplant worden und in den Jahren 1911 und 1912 am Rheinufer erbaut worden. Frau Kuhs wies uns darauf hin, dass dieser Bau stillistisch zur Reformarchitektur gehört. Er hebt sich deutlich vom Jugendstil der Jahrhundertwende ab. Es ist ein Zweckbau. Seine schmiedeeiserne Skelettkonstruktion ermöglicht kleinere und größere Räume, die, je nach Bedarf, flexibel errichtet werden können.
Die Führung durch die Ausstellung begann mit dem Hinweis, dass diese erst im Aufbau und nur eine Vorläufige sei, die ab 2023 auf Wanderschaft in NRW gehen solle, denn von 2023 bis 2028 wird das Haus wieder geschlossen um es einer Generalsanierung zu unterziehen.
Die Ausstellung beginnt mit Schautafeln und Informationen zur Entstehung des Landes NRW. Die britische Militärregierung hatte die Auflösung der Preußischen Provinzen beschlossen. Gleichzeitig führten sie Nordrhein und Westfalen zu einem neuen politischen Gebilde zusammen. 1947 wurde per Verordnung das Land Lippe NRW zugeordnet. Dr. Rudolph Amelunxen wurde von der britischen Militärregierung zum ersten Ministerpräsidenten bestimmt.  Die Abgeordneten des Landtages kamen am 02.10.1946 zu ihrer 1.Sitzung in der Düsseldorfer Oper zusammen. Karl Arnold wurde dann 1947 der 1. gewählte Ministerpräsident NRW’s. Frau Kuhs sprach bewundernd über diesen Mann, der es vom Schuster zum Ministerpräsidenten schaffte.  Der „Behrensbau“ war von 1946 bis 1953 der Sitz der Landesregierung. Der Landtag residierte 1946 bis 1949 in den Sozialräumen der Düsseldorfer Henkelwerke und 1949 bis 1988 im Düsseldorfer Ständehaus. 1988 bezog er den neu errichteten Landtags-Bau am Düsseldorfer Rheinbogen. Die Frage, die viele Kölner umtreibt, warum Düsseldorf und nicht das viel größere Köln Landeshauptstadt wurde, lässt sich, trotz Historiker-Recherche, nicht eindeutig beantworten. Es kann jedoch vermutet werden, dass das Faktische den Ausschlag gab – die britische Militärregierung hatte ihren Hauptsitz in Düsseldorf. So konnte sie alles unter Kontrolle behalten.
An die einzelnen Exponate der Ausstellung konnten sich die meisten von uns gut als Teil ihres eignen Lebensweges erinnern.
Hier kann ich nur einige wenige Exponate erwähnen:

  • Vertrag zur Begründung der Montanunion von 1951;  
  • Vertag zur Anwerbung von „Gastarbeitern“ aus der Türkei von 1961;    
  • Dokumentation zur Erinnerung an den schrecklichen rechtsradikalen Anschlag von Solingen, bei dem fünf Menschen der Familie Genc ums Leben kamen;
  • das Moped, das 1964 einem Portugiesen als Geschenk überreicht wurde, der der millionste neu ankommende Gastarbeiter war;
  • ein Motor der Kölner Deutz-Werke dient als Symbol für den Wandel von der Pferde gestützten zur Motor (sprich Traktor) gestützten Landwirtschaft;
  • die Rettungskapsel für Bergleute, die als Dahlbuschbombe in die Geschichte einging und weltweit zum Vorbild zur Rettung von in Not geratenen Bergleuten wurde;
  • der erste Nixdorf-Rechner für RWE; …

Die Liste der bereits zusammengetragenen Exponate ist lang, doch für diesen Bericht will ich es dabei belassen.

Nach der Führung durch das Haus der Geschichte NRW wechselten wir den Ort. Wir gingen zum Landtag.  Im Landtag wurden wir nach den obligatorischen Sicherheits- und Corona-Kontrollen von einem Bediensteten des Landtages, Herrn Feiertag, empfangen.  Herr Feiertag führte uns zu dem, m.E. beeindruckenden runden Aufzug, der rundum verglast ist und mit dem 53 Personen gleichzeitig befördert werden können. Mit diesem Aufzug fuhren wir auf die Ebene der Zuschauertribüne. Von dieser hatten wir freien Blick auf den Plenarsaal. Da kein Sitzungstag war, war auch kein Abgeordneter im Saal.  Herr Feiertag, sprach zunächst über die Entstehung und die architektonischen Besonderheiten des Parlamentsgebäudes. Das derzeitige Parlamentsgebäude in Düsseldorf wurde ab 1982 bis zum Erstbezug 1988 gebaut. Die Baukosten betrugen 163.0 Mio Euro. 2009 und 2010 wurde ein Erweiterungsbau erstellt. Der Kreis ist die dominierende geometrische Figur des gesamten Parlamentsgebäudekomplexes. Die Räume sind kreisrund oder haben die Form von Teilstücken eines Runden Kuchens. Kein Raum habe 4 rechte Winkel.                                                                                                          Herr Feiertag erläuterte uns danach die kreisförmige Anordnung der 199 Abgeordnetensitze des Parlaments aufgeteilt nach ihren politischen Fraktionen. Von den 199 Abgeordneten gehören zur Zeit 77 der CDU an, 69 der SPD an , 28 der FDP an , 14 den Bündnis 90/Die Grünen an und 13 der AFD an. 3 Abgeordnete sind fraktionslos.  Die Sitze der Regierung sind auf der gleichen Ebene wie die Abgeordnetensitze. Hierdurch soll die Gleichwertigkeit der Verfassungsorgane Regierung und Parlament veranschaulicht. Das sich zuweilen bietende Bild eines halbleeren Parlaments werde oft falsch gedeutet. Die Abgeordneten seien dann nicht untätig. Sie arbeiteten dann in ihren Büros oder in Ausschüssen, denn die eigentliche Arbeit der Abgeordneten fände nicht im Plenarsaal sondern in Ausschüssen und Fraktionen statt.  Die Debatten im Plenarsaal dienten vorwiegend der Information der Öffentlichkeit.
Danach wechselten wir von der Besuchertribüne des Landtages in einen kleineren Sitzungssaal.  Hier begrüßten uns die Abgeordneten Ralf Bombis von der FDP und Romina Plonska von der CDU.  Sie stellten sich kurz vor und betonten, dass sie jeweils in zwei Ausschüssen tätig seien und zufälligerweise beide in den gleichen.  Die sich anschließende kleine Fragerunde thematisierte mögliche neue Akzente durch den gerade erfolgten Wechsel im Ministerpräsidentenamt und die Auswirkungen der veränderten politischen Konstellation im Bund auf die NRW-Politik. Da dieses alles noch sehr frisch ist, waren die Antworten wenig konkret.

Zum Abschluss wurden wir zu Kaffee und Kuchen in die Kantine des Landtages eingeladen.
Zur Rückfahrt mit dem Bus ist anerkennend hervorzuheben, dass der Fahrer geschickt den sich aufbauenden Stau umfuhr und wir um 18:00 Uhr wieder in Hürth waren.                                                                                                                                                Text:Johannes Kania