in der Villa Vogelsanger Straße am 16. 05. 2023
Es ist immer wieder eine Freude, unserem Mitglied Dr. Dirk Schmitz, stv. Leiter des Röm. Germ. Museum Köln (RGM), zu zuhören, wenn er mit großem Engagement die röm. Geschichte unserer Region aufleben lässt. Diesmal beleuchtete er aus dem Stadtteil Ehrenfeld, Vogelsanger Str. Funde aus einer Vorstadtvilla des röm. Köln. Bereits im Jahr 1934 waren bei früheren Ausgrabungen erstmals Reste einer römischen Villa und des im Hochmittelalter an gleicher Stelle errichteten Mechternklosters bekannt geworden. Die Gegenstände konnten im Rahmen der Umgestaltung und Sanierung der Straße nun intensiver begutachtet werden.
Wie in der Vorankündigung bereits beschrieben, befinden sich rund 1 m unterhalb des heutigen Fahrbahnniveaus römische Mauerzüge und Böden aus Ziegelplatten sowie eine mit Fußbodenheizung ausgestattete großzügige Badeanlage. Sie ist aufgeteilt in Heißbad, Warmbad und Kaltbad und wurde von den Badbesuchern im Rahmen eines Rundgangs nacheinander aufgesucht. Aus heutiger Sicht sprechen wir immerhin von einem Badezimmer mit ca. 120 m² Grundfläche (s. Skizze des RGM).
Reste von Mosaiken und Verkleidungen mit verschiedenen Marmorsorten zeugen von einem luxuriösen Ambiente. Eine Besonderheit stellt die Verwendung von Ziegeln aus militärischer Produktion dar, die im römischen Köln für Privatbauten in der Regel nicht verfügbar waren. Gut erhalten sind auch Reste der Wand- und Deckenmalereien; im bemalten Putz wurden eingedrückt Muschelschalen und Schneckenhäuser gefunden. Diese Dekoration war in der Antike nur aus der heutigen Bretagne bekannt. Es ist zu vermuten, dass der Bewohner ursprünglich von dort stammte.
Herr Dr. Schmitz präsentierte die Fundstücke mit PowerPoint Vorlagen und begleitete seine Ausführungen mit allgemeinen Informationen zum Denkmalsschutzgesetz ,dem Hypokaustensystem und dem Aufbau und Einrichtung der Gutshöfe. Er vermutet, dass eine solch herausragende Villa durchaus Landsitz des Kölner Statthalters gewesen sein könnte. Auf eine Nachfrage bemerkte er abschließend, dass der überwiegende Teil der freigelegten antiken Bausubstanz zwar nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist, aber unter der neuen Straße erhalten bleibt. Die 20 Zuhörerinnen und Zuhörer dankten ihm mit einem herzlichen Applaus.
Text und Bild: Peter Schriefer