Nach Leer und ins Ammerland

Sonntag, 07.05 bis 12.05. Städte- und Studienreise

Gerne hätte ich gewusst, welche Vorstellungen die 27 Teilnehmer/innen des Heimat- und Kulturvereins Hürth mit einer Fahrt nach Norddeutschland verbinden. Es sollte eine Reise mit vielen Eindrücken und zahlreichen Informationen werden. 

 Pünktlich um 7 Uhr morgens startete der Reisebus mit einem gut gelaunten Fahrer Dirk und „Volker“, dem sprechenden Reisebegleiter. Dieser informierte während der Fahrt über das Wesentlichste der Umgebung, die Geschichte des Nordens, Landschaften und deren Abgrenzungen sowie die zahlreichen Sehenswürdigkeiten.

Die sehr ruhige Fahrt führte nach Leer entlang der niederländischen Grenze, unweit an Enschede vorbei, durch das Naturschutzgebiet „Hohe Mark“.  „Volker“ informierte u.a. über Dülmen, das für seine Wildpferde bekannt ist, über Warendorf und die Pferdezucht, auch das Textilmuseum in Bocholt wurde erwähnt, ebenfalls der Glockenguss in Gescher sowie das Pop-Museum in Gronau, dem Geburtsort von Udo Lindenberg. 

Bevor uns Dirk zum Hafenhotel nach Leer brachte, gab es zur Auffrischung einen Stadtrundgang in Leer mit einer sehr unterhaltsamen Stadtführerin, die ihre Stadt mit viel Enthusiasmus vorstellte. Hier konnten die ersten Eindrücke einer typischen Kleinstadt in Ostfriesland gewonnen werden. So erfuhren wir u.a., dass die Mennoniten die Leinenweberei und somit Reichtum in die Stadt gebracht haben.  Bekannt ist Leer auch durch die einzige Seefahrtsschule in Deutschland und als „Tor Ostfrieslands“.

 In den nächsten Tagen unternahmen wir unterschiedliche Ausflüge mit viel Wissenswertem und mit Einblicken in das ostfriesische Leben. Die Teezeremonie erfährt inzwischen Wertschätzung als Weltkulturerbe. Die grünen Landschaften, durchzogen von Kanälen, großflächigen gelben Rapsfeldern, wunderbar gelegenen Bauernhöfen und ungemein vielen schönen reetgedeckten Häusern, Kirchen und Windmühlen ließen die Augen und sicher auch das Gemüt entspannen. Einfach wunderschön! 

 Eine Küstenfahrt am Montag führte über die Seehafenstadt Emden nach Norddeich.  An diesem Tag erfuhren wir von einer weiteren, sehr kompetenten Reiseleiterin, dass dem Meer Land abgerungen wurde, dass Deiche durch Schafe gefestigt werden, dass das Wattenmeer ebenfalls als Weltkulturerbe anerkannt ist, wie die einzelnen Schüttwerke funktionieren und vieles mehr. Am Beispiel des Emssperrwerkes konnte der Satz „kein Deich, kein Land, kein Leben“ gut nachvollzogen werden.

Rysum, ein kleiner Museumsort auf dem Weg nach Greetsiel, faszinierte ebenso. In Greetsiel selbst hatten wir Gelegenheit den Ort mit den vielen kleinen, malerischen Läden zu erkunden. Auf der weiteren Fahrt, u.a. durch Marienhofe, wurde die Geschichte des berühmten Piraten „Störtebeker“ erzählt. In Suurhusen bewunderten wir den sehr schiefen Turm der Kirche, der noch schiefer als der berühmte Turm von Pisa ist.

Am Dienstag führte der Weg erneut nach Emden, des „Venedigs des Nordens“. Dort gab es nach einem Stadtspaziergang eine Grachtenfahrt auf dem Kanal rund um Emden. Bedeutenswert ist die einzigartige Kesselschleuse. Fünf Schleusen, wie ein Stern angeordnet, regulieren die Wasserhöhe innerhalb der Kanäle der Stadt.

Der Mittwoch gehörte der Kurstadt Bad Zwischenahn, mit einem Spaziergang durch das Freilichtmuseum inmitten des Kurparks und mit einer geruhsamen Fahrt auf dem Bad Zwischenahner Meer. Davor besichtigten wir den „Park der Gärten“. Eine reizvolle Anlage mit Bäumen, Sträuchern und Blumen, zusammengestellt als Motivgärten von verschiedenen Gärtnereien; kombiniert mit Gartenmöbeln und Dekoartikeln, wunderbar arrangiert und mit vielen lesenswerten Informationen über Flora und Fauna auf Tafeln zusammengestellt. So mancher von uns stellte sich durch die vielen Anregungen den eigenen Traumgarten zusammen. 

Die Reiseleiterin der Küstenfahrt begleitete uns ebenfalls am Donnerstag auf der Fehnroute. Auch hierbei gab es wieder zahlreiche Informationen über das Land, die Bewirtschaftung der Bauerhöfe, das Kanalsystem, die Schleusen und Windmühlen. Bei der Besichtigung des Torfmuseums wurde uns die Praxis des Torfabbaus sehr nah gebracht, insbesondere das mühsame Leben der Torfstecher und ihrer Familien.

Eine kleine Dorfschule innerhalb des Museums erinnerte an die eigene Schulzeit.  Der Anblick der kleinen Schülerholzbänke, des erhöhten Lehrerpultes und der vielen Bilder an den Wänden forderte zu lebhaften Gesprächen bei den Teilnehmer/innen auf. 

Der krönende Abschluss an diesem Tag sollte der Spaziergang im Rhododendronpark in Westerstede sein. Rhododendron als Bäume zu sehen, riesengroße Büsche und Sträucher, Azaleen in den unterschiedlichsten Farben begeisterten wohl alle Mitreisenden.

Leider hat das Wetter nicht so ganz mitgespielt, die Sonne fehlte um diese schönen Ausflüge abzurunden. Es nieselte ab und zu, der starke Regen wartete gottseidank, bis alle im Bus saßen. Das war sehr freundlich!

Am Freitag hieß es dann wieder Koffer packen und Abschied nehmen. Auf der Rückfahrt gab es noch eine Besichtigung der Meyer Schiffswerft in Papenburg. Für alle technikaffinen Mitreisenden war es ein Erlebnis zu sehen wie der Schiffsbau funktioniert, Schiffe zusammengesetzt werden und sich die Technik entwickelt hat. Großes Thema ist natürlich auch hier der Klimaschutz. Eine Dame mit echtem ostfriesischem Humor erklärte uns Besuchern die einzelnen Abläufe. Unter anderem wird hier die Aida Flotte gebaut. Ein Schiff, die Silva Nova, mit gleich gebauten Suiten für 700 wohl betuchte Personen liegt bereits im Wasser und wird bald fertig gestellt sein.  

Mit zahlreichen neuen Eindrücken fuhren wir in Richtung Heimat zurück. Zu danken ist den Organisatoren des HKVs für diese schöne Reise und Dirk Izkrat, der uns stets sicher gefahren hat. Besonderer Dank gilt der Reiseleitung, Frau Görtz, die mit viel guter Laune stets ansprechbar war, zumal es ihre erste Reiseleitung als stellvertretende Geschäftsführerin des HKVs war.

Ich selbst habe viel über die Ostfriesen gelernt und weiß nun warum Schafe auf dem Deich grasen und warum die Ostfriesen sich mit nur einem „Moin“ am Tag begnügen. Wissen Sie es auch?

Text: Gisela Kusenberg, Fotos: Regina Görtz