am 13. Juni 2023
Das Interesse, die Villa Hammerschmidt, das „Weiße Haus am Rhein“, in Bonn zu besuchen, war groß, die Anzahl der zugelassenen Teilnehmer/innen dagegen leider begrenzt. 38 Mitglieder des HKVs hatten das Glück, den Bonner Zweitamtssitz des Bundespräsidenten besichtigen zu können.
Vom Bahnhof Hürth Kalscheuren ging die Fahrt bis nach Bonn und von dort aus führte ein längerer Fußmarsch zur Villa Hammerschmidt. Die Einlasskontrolle der Polizei ohne Probleme überstanden, und schon wurde unsere Gruppe von zwei sehr charmanten Fremdenführerinnen empfangen.
Allein der Park rund um die Villa ist äußerst sehenswert. Riesige Bäume aus unterschiedlichen Ländern wurden über die Jahre „eingebürgert“, unzählige Blumen und Pflanzen umrahmen die Villa in prächtigen Farben und Formen. In einem Teich schwimmen Kois und Welse. Viele „Ahs“ und „Ohs“ begleiteten den Spaziergang durch den Park und drückte die Begeisterung der Besucher/innen aus. Unsere Fremdenführerin gab ausreichende Informationen über die Entstehung des Parks, der früheren Größe und ebenso über den heutigen Pflegeaufwand zur Erhaltung der Anlage.
Die Villa liegt am Rhein; von der Terrasse aus bietet sie einen wunderbaren Blick auf den Rhein. Nach vielen Umbauten und häufigen Wechseln der Besitzer, konnte die Bundesregierung die Villa im April 1950 für einen geringen Betrag erwerben. Sie ist nach wie vor ein Gebäude zur Repräsentation, und es wurden und werden nach einem exakt abgestimmten Protokoll Staatsgäste empfangen.
Heute spielt die Villa nur noch eine untergeordnete Rolle; wenn der Bundespräsident sich in Bonn aufhält – das erkennt man dann an der Standarte auf dem Dach – wird sie für offizielle Anlässe genutzt. Alle zwei Jahre findet ein Kinder – und Familienfest statt. Buchen kann man die Villa auch für private Feiern z.B. Hochzeiten. Allerdings wird kein Alkohol ausgeschenkt, auch der Garten ist nicht zum Verweilen vorgesehen. Es fehlen schlichtweg die Bänke zum Ausruhen.
So prächtig die Farben im Park auch sind, so schlicht verhält es sich mit dem Mobiliar in der Villa. Die ausgeliehenen klassizistischen Möbel stammen aus der Wilhelmsburg; Bilder von Karl Otto Götz empfangen die Besucher/innen in der Eingangshalle; im Kaminzimmer schauen uns Menschen des 20. Jahrhunderts, fotografiert von August Sander, an: mal grimmig, mal freundlich, aber stets ausdrucksstark! Fotografien auf Schautafeln berichten von internationalen Besuchern des Hauses. So war Kaiser Haile Selassie aus Äthiopien der erste Besucher in der Villa nach Ende des 2. Weltkrieges.
Beim Anblick des riesengroßen Speisesaales stellten wir uns die Gäste beim Essen im politischen Austausch vor. Auch hier war und ist „Bescheidenheit“ ein Gebot, da ausschließlich Menus aus regionalen Produkten angeboten werden. Aus Höflichkeit den Gästen gegenüber sitzt der Bundespräsident immer mit dem Rücken zum Rhein.
Unsere Fremdenführerin erzählte einige Anekdoten über die Bewohner des Hauses. Voll und lebendig war es mit Walter Scheel, eher ruhig und bedächtig mit Theodor Heuss, dem 1. Bundespräsidenten der neu gegründeten Bundesrepublik.
Konrad Adenauer konnte durch ein speziell angefertigtes Türchen vom Palais Schaumburg zur Villa gelangen und zu einem Schwimmbad. Das nutzte er wohl häufig, sehr zum Unmut des Sicherheitspersonals.
Der Rückweg zum „Haus der Geschichte“ führte am Palais Schaumburg und dem Bundeskanzleramt vorbei. Vor dem Palais Schaumburg, das zurzeit renoviert wird, steht eine Büste Konrad Adenauers, die von Hubertus von Pilgrim geschaffen wurde. Schaut man sich diese Büste genauer an, so sind Stationen aus dem Leben des ersten Kanzlers der Bundesregierung zu erkennen; u.a. Wohnort, Religionszugehörigkeit, die Liebe zum Rosengarten in Rhöndorf. Die Türme der Kathedrale von Reims weisen auf die Wiederaufnahme der deutsch-französischen Beziehungen hin.
Erwähnenswert ist auch, dass Helmut Schmidt sich erst mit dem Neubau des Bundeskanzleramtes anfreunden konnte, als die Skulptur von Henry Moore „large to forms“ im Vorgarten platziert wurde. Der Weg zurück führte weiter zum alten „Wasserwerk“. Mit viel Enthusiasmus berichtete die Fremdenführerin über die ersten Sitzungen der Bundesregierung dort und den Anfängen einer neuen Demokratie.
Bei einem anschließenden gemeinsamen Essen im Restaurant des „Hauses der Geschichte“ tauschten sich die Teilnehmer/innen über ihre Eindrücke aus. Die regen Gespräche zeigten, dass wohl alle sehr zufrieden waren. Zu danken ist insbesondere Roswitha Wilmer, die den Ausflug ermöglicht hat. Einen herzlichen Dank für die Idee und die gelungene Umsetzung!
Informationen zur Villa, der „Geschichte des Hauses“, der vielen Menschen, die dort lebten und arbeiteten und der weiteren Nutzung kann man auf der Internetseite www.bundespräsident.de nachlesen.
Text: Gisela Kusenberg
Fotos: Peter Schriefer