Tilman Röhrig: „Und morgen eine neue Welt“

Besuch der Lesung am 8. Februar 2022 im Löhrerhof

 Ein gutes Dutzend interessierter Mitglieder hatte sich zu dieser unterhaltsamen Literaturlesung im Löhrerhof eingefunden: Der bekannte und geschätzte Hürther Autor Tilman Röhrig las aus seinem Historienroman über die bedeutendsten Jahre im Leben des Gesellschaftsphilosophen Friedrich Engels. 

Lesung mit Tilman Röhrig

 Zunächst vermittelte er einen Einblick in die Entstehungsgeschichte seines literarischen Werkes: langwierige und aufwendige Recherchetätigkeit, Reisen zu Originalschauplätzen, das Erleben der authentischen Landschaften. Es galt, vorab ein Gefühl für die Stimmung jener Epoche zu bekommen, für den damaligen Zeitgeist in den politischen und wirtschaftlichen Metropolen des frühindustriellen Europas ­- wie Berlin, Brüssel, Paris, London, Manchester. 

Lesung mit Tilman Röhrig

Die übersichtlich angeordnete Auswahl der Textstellen führte uns dann über verschiedene Zugänge an die lebenslange freundschaftliche Beziehung zwischen Engels und Marx heran, die doch so ungleich war. Denn immer wieder ließ sich der nahezu mittellose Familienvater Marx, radikaldemokratischer Journalist der Rheinischen und später der Neuen Rheinischen Zeitung, von dem begüterten Textilfabrikantensohn Engels finanziell unterstützen. An mehrere internationale Exilstätten folgte Engels dem befreundeten Revolutionär, der in den Jahren des Vormärz und der 48er-Unruhen u. a. im preußischen Köln nicht mehr gelitten war. Mit dem entbehrungsreichen Alltag der Arbeiterschicht in britischen Fabriken machte sich Engels durch weitere intensive Kontakte vertraut.

Die Zuhörerschaft meldete sich nach dem Vortrag mit kompetenten Fragen zu Wort. Dabei ging es zum Beispiel um den Genius loci der Londoner Bibliothek, in der Marx und Engels ihre vorbereitenden Studien zum Kapital betrieben hatten, oder um Heinrich Heine, Marx‘ entfernten Cousin, der in Paris seine Besucher mit dem sprechenden Papagei Ramses zu verblüffen pflegte. 

Zum Ausklang konnten die Besucher des Löhrerhofs ihren privaten Buchbestand mit einigen von Röhrigs Werken vervollständigen, die auf dem reichhaltigen, gut sortierten Büchertisch angeboten wurden.

Text: Imogen Dittmann-Schöne, Fotos: Alois Wilmer