LVR-Museum: Tuchfabrik Müller

Ausflug am 18. März 2016
zum LVR-Museum:
Tuchfabrik Müller, Euskirchen

Mit Privatwagen fuhren 27 Mitglieder des HKV nach Euskirchen zur Besichtigung der Tuchfabrik Müller. Von 1913 bis 1961 wurden hier vornehmlich schwere Tuche aus Streichgarn gewebt. Kunden waren hauptsächlich das Militär, Post, Bahn und Behörden oder Firmen, die Uniformen für ihre Bediensteten einsetzten. Aber auch Karstadt und Peek&Cloppenburg.

Das älteste Gebäude (von 1801) war einst die Papiermühle der Gebr. Fingerhut, ab 1843 wurde es zur Wollspinnerei umgebaut, ehe Ludwig Müller die Fabrik 1894 ersteigerte und schweren und robusten Wollstoff webte. Der Maschinenpark, zum Teil von 1898 aus Chemnitz,  funktioniert auch heute noch. Sohn Kurt Müller übernahm die Firma 1929, investierte zu wenig in leichtere und farbige Stoffe und musste 1961 aufgeben. 1988 kaufte der LVR die Immobilie mit Inventar und erweckte es aus dem „Dornröschenschlaf“. Nach umfassender Restaurierung wurde die Tuchfabrik als Museum anno 2000 eröffnet.

Frau Nerf führte uns durch die Produktionshallen. Drei Maschinenführer sind für das Museum tätig und stellen auch heute noch in begrenztem Umfang Tuch her. Fast alle Maschinen funktionieren noch, für uns auch zur Demonstration. Wir sahen ballenweise weiße Merinowolle, die aus Südafrika, Südamerika oder AUS gekauft wird (Ballenpreis ca. € 3000). Diese wird zuerst 3x in einer großen Walzenmaschine gewolft, um verschiedene Wolle mischen und lockern zu können. In der Krempelei wird die gewolfte Wolle zu Vlies, anschließend in (uralten) offenen Bottichen gefärbt. Aus dem Vlies werden Vorfäden gezogen, erst daraus in einem Litschelwerk (von 1898) in der Spinnerei Garn auf Spulen gesponnen. Pro Spule in 1,5 min. etwa 200 m. In der Weberei  laufen von den einst 16 Webmaschinen noch vier. Hier wird regelmäßig als Kette Merino und per Schuss (Schiffchen) Kaschmir zu Kammgarn gewebt. Die Muster können auf den Webstühlen von 1939 nur rechteckig sein. Zum Schluss wird der Stoff fertig gemacht, gewalkt, gedistelt (aufgeraut) und gepresst.

Der komplette Maschinenpark und die Stromversorgung wurden über eine Dampfmaschine per zentrale Kraftübertragung/Transmission angetrieben. Dazu musste ein Heizer täglich 2 t Kohle schippen, um den Kessel zu befeuern. Die Dampfmaschine wird von Ehrenamtlichen gut gewartet, kann für Demonstrationen auch noch in Betrieb gesetzt werden. Der Zustand der Gebäude ist auf dem Stand von 1961: ein echtes Industriemuseum. Das war ein interessanter und lohnenswerter Ausflug. Ein Dank gilt Frau Lilo Klöpfer, die diesen Ausflug organisiert hatte.

Bleibt noch zu erwähnen, dass wir uns zum Ausklang des gelungenen Nachmittags in einem Eiscafé bei Kaffee und Keksen für die Heimfahrt stärkten. Den Mitgliedern, die ihre Autos zur Verfügung gestellt hatten, sei nochmals herzlich gedankt.

Text: Friedrich Knäpper
Bilder: Heinz Wöllert