Blick in die Zukunft

18. Januar 2023 – Der Heimat -und Kulturverein Hürth e.V.  gewährte den Teilnehmern bei einer Veranstaltung im Löhrerhof einen ersten Blick in die Zukunft von Hürth

Der nahe Ausstieg aus der Braunkohle im Jahre 2030 veranlasste den Heimat -und Kulturverein Hürth (HKV), im Löhrerhof zu einem Vortrags- und Diskussionsabend einzuladen.

 Für die zahlreich erschienenen Mitglieder, aber auch interessierte Gäste, bestätigte sich eine alte Weisheit: „ein Ende bedeutet oft die Chance für einen wunderbaren Neuanfang“. Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der „Zukunftsagentur Rheinisches Revier“, sah in der Abkehr von der Braunkohle eine der größten strukturpolitischen Herausforderungen unserer Zeit, eine Generationsaufgabe, die aber auch gleichzeitig eine Jahrhundertchance biete, die Region zu einer europäischen Modellregion für Energieversorgungs- und Ressourcensicherheit zu entwickeln. Wo heute Bagger stehen, entsteht innerhalb von 50 Jahren der zweitgrößte See Deutschlands, eine intelligente neue Infrastruktur schaffe Arbeitsplätze, die die bisher aus der Braunkohle gewonnene Wertschöpfung von über 1,5 Milliarden Euro nicht nur kompensiere, sondern langfristig noch verbessere.

Die Stadt Hürth, die auf ihrem Gebiet zu mehr als 50% vom Tagebau bis in die 80er Jahre betroffen war (und zum Teil über die Deponiefläche noch ist), ist schon früh mit dem Strukturwandel konfrontiert worden. Mit den aktuellen Folgen für unsere Stadt beschäftigen sich zwei Strukturwandelmanagerinnen. Deren Chef und gleichzeitig Kämmerer der Stadt, Marco Dederichs, knüpfte gezielt an die Ausführungen von Bodo Middeldorf an und stellte insgesamt 5 Projekte vor, die im Rahmen des Strukturwandels neue Arbeitsplätze in Hürth schaffen sollen.

Herr Dederichs führte die Teilnehmer ein in eine neue Welt: am beeindruckendsten war sicherlich, was auf dem alten Gelände der Studios in Kalscheuren passieren wird: ein erster voll-digitalisierter Campus Europas (AI Village), in dem auch künstliche Intelligenz erlebbar gemacht werden soll. Ein Gestaltungsort für KI-Technologie, aber auch ein Ort für praxisnahe Aus- und Weiterbildung. So soll dort u.a. mit einem Partner aus dem Einzelhandel geprobt werden, wie der Einkauf in der Zukunft mit Hilfe künstlicher Intelligenz vereinfacht werden kann – für Handel und Kunden.

Auch seine Ausführungen zu weiteren Projekten wie ChemHub in Knapsack, das Entrepreneurship Center Rheinisches Revier oder das Blockchain Reallabor  führten die Zuhörer in eine andere ferne Welt, Silicon Valley in Hürth; spannende Planungen, die bereits weit gediehen sind mit vielen namhaften Partnern aus der Wirtschaft und Forschung und mit AI Village kurz vor der Bewilligung von Fördergeldern stehen.

Ganz nah und erlebbar waren dann wieder die Überlegungen der Stadt, im Rahmen des Strukturwandels das alte Kreishausgelände inklusive Straßenverkehrsamt und Polizei einer neuen überwiegend öffentlichen Nutzung zuzuführen und so endlich ein Zentrum für Hürth zu schaffen mit einer neuen Musikschule, einer großen Bibliothek und vielen Kulturangeboten, wie es bereits mit Erfolg in unserer Partnerstadt Spijkenisse gelebt wird.

Den Vorträgen schloss sich eine lebhafte Diskussion an, die auch bestimmt war von der Frage, wie unser Energiebedarf nach dem Ausstieg von Atomstrom und Braunkohle sichergestellt werden kann.  Es wurde z.B. auch gefragt, ob es nicht möglich sei, die zur Förderung beantragten Projekte zu erweitern. Dieses Projekt könnte sich damit befassen, ob und wie der Wärmebedarf der Stadt Hürth mit Hilfe einer Kombination von Geothermie und Windkraft gedeckt werden kann. Herr Dederichs erklärte sich bereit dies als Anregung aufzunehmen.

Der Vorsitzende des HKV, Dr. Christian Karaus, dankte in der geschichtlichen Kulisse des Löhrerhofs den Referenten für den sehr spannenden Ausblick in die Zukunft unserer Heimatstadt. Die Fundamente sind schon gut ausgehoben. Das gibt berechtige Hoffnung, dass wir uns in Hürth den Herausforderungen aus dem Braunkohleausstieg mit Erfolg stellen werden.

 Text: Johannes Kania und Christian Karaus
Foto: Inge Karaus