Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 09. September, 2018

Bundesweites Motto: „Entdecken, was uns verbindet“

Da das Stadtarchiv schon eine Schulaktion zum Thema Kriegsdenkmäler und Ende des 1. Weltkriegs geplant hatte, wurde dieses Thema auch für die Gestaltung des Tags des offenen Denkmals vorgeschlagen. Die Idee wurde von der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Arbeitskreis Hürther Geschichte gerne aufgegriffen. Es meldeten sich drei Ausführende, die sich für jeweils einen Hürther Friedhof entschieden, auf dem möglichst auch Kriegsdenkmäler stehen und  beschäftigten sich u.a. auch mit der städtischen Friedhofskultur, der Bedeutung von Inschriften bzw. der Geschichte des Friedhofs und seinem Standort.

Karin Johnson vom Arbeitskreis Hürther Geschichte führte über den alten Knapsacker Friedhof und Dr. Imogen Dittmann-Schöne, ehrenamtliche Denkmalschutzbeauftragte, spazierte mit Besuchern über den Friedhof an der Kirche St. Dionysius und durch den Burgpark in Gleuel. Bei Stefanie Bankert, von der Unteren Denkmalbehörde Stadt Hürth, und Frank Baer, dem Ortsvorsteher von Kendenich, stand das Kriegsdenkmal auf dem Kendenicher Friedhof Am Steinacker im Mittelpunkt.

Wie so oft in diesem Jahr, war das Wetter herrlich sonnig und trocken, und alle drei, über den Tag verteilte Angebote, waren mit insgesamt über 180 altersgemischten Teilnehmern gut besucht, wobei sich die verschiedenen Gruppen sowohl aus Alteingesessenen, Neuzugezogenen, als auch aus auswärtigen Besuchern zusammensetzten.

Den Auftakt bildete die Führung über den alten Knapsacker Friedhof. Hierher kamen viele Alt-Knapsacker, die sich natürlich ganz besonders über diese Veranstaltung und das Interesse an ihrem alten Dorffriedhof freuten. Zunächst wurden die Besucher in die kurze, jedoch wechselvolle Geschichte Knapsacks eingeführt, um diesen ehemals so lebendigen Ort wieder in Erinnerung zu bringen.

Am noch erhaltenen Eingang zum Friedhof ging Frau Johnson auf die Entstehung des Friedhofes in den Jahren 1922/23 ein und erzählte von der Geschichte der Umsiedlung des Ortes inkl. der Umbettung vieler Toter in den 70er Jahren.

Danach waren die Besucher gefragt, das Kriegsdenkmal bzw. die Ehrenanlage mit eigenen Augen und Phantasie genauer zu untersuchen. Anhand ihrer Entdeckungen wurden die Entstehung und der Weiterausbau der Anlage genauer beschrieben und erklärt.

Weiter ging es durch die schöne, vermutlich von Gemeindebaumeister Albert Lüttgenau angelegte Platanenallee, am Erlösungskreuz vorbei, zum Ehrenmal für die verstorbenen russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. Auch die Ausführungen zu diesem beschämenden Teil deutscher Geschichte wurden mit Interesse verfolgt.

Schließlich besuchte die Gruppe noch zwei einzelne Grabstätten, u.a. das Grab von Dr. phil. Martha Weibezahn. Wie aus neuesten, intensiven Recherchen und dem Kontakt zu einem ihrer Enkel zu erfahren war, liegt hier eine der ersten promovierten Chemikerinnen Deutschlands. Die Führung wurde durch viel herumgereichtes Bildmaterial aufgelockert und anschaulich gemacht.

Auf dem Friedhof an St. Dionysius galt es, Grabsteine, Wegekreuze und Ehrenmale aus dem 16.–20. Jahrhundert zu entdecken. Ein besonderes Augenmerk lag in der Entzifferung und Analyse der Inschriften, was einen Schwerpunkt in der Expertise von Dr. Dittmann-Schöne bildet. So konnten die Besucher hier mit Hilfe einer Expertin ihre Intuition und Kombinationsgabe zur Entschlüsselung einiger Geheimnisse unter Beweis stellen.

Auch hier war das Interesse sehr hoch und es wurde auf Einzelheiten der Hürther Geschichte eingegangen, etwa auf die Nonnen des Klosters Burbach und den örtlichen Fronhalfen, aber auch auf die Problematik eines Friedrich Ebert Denkmals nach der Machtergreifung der Nazis. Abgerundet wurde die Führung mit Ausführungen zur Kriegsgräber- und Gedenkkultur speziell nach den beiden Weltkriegen, was ebenfalls durch anschauliches Bildmaterial ergänzt wurde.

Das dritte Angebot wurde mit der Frage eröffnet, wie denn wohl ein Obelisk nach Kendenich kommt. Hier hatten die Besucher die Gelegenheit, Kriegsdenkmäler aus der Sicht einer Architektin kennenzulernen. Es wurde auf die Entwicklung von Friedhof und Gemeinde besonders im 20. Jahrhundert eingegangen. Auch hier hatte Albert Lüttgenau bei der Entstehung seine Finger im Spiel. Desweiteren besuchte und besprach die Gruppe das Kriegsdenkmal in der Ortshofstraße. Stefanie Bankert  wies an dieser Stelle außerdem auf die denkmalschutzspezifischen Besonderheiten eines ebenfalls in der Ortshofstr. gelegenen Fachwerkwohnhauses hin.

Text: Karin Johnson