Stadtteilführung Alt-Hürth

Historische Stadtteilführung durch Alt-Hürth am 4.5.2023 mit Michael Cöln

 Auf gewohnt lockere und launige Art brachte Michael Cöln 27 Teilnehmern der Tour rund um den Ortskern von Alt Hürth die Historie dieses Stadtteils nahe, angefangen in römischer Zeit (Wasserleitung, Villa rustica) über die mittelalterliche Burganlage, dem Sitz der Herrengeschlechter von Hürth seit Mitte des 13. Jahrhunderts. Auf einen von diesen, nämlich Henricus von Hurte, geht der Name „Hürth“ zurück. Das heutige Pfarrhaus gründet auf den Fundamentresten der Burg.

Betont wurde, dass die Herrlichkeit Hürth im Laufe der Geschichte, im Gegensatz zu den übrigen Stadtteilen, Teil des Herzogtums Brabant war. Deshalb führte ein jahrzehntelanger Streit mit der Stadt Köln um die Nutzung des Duffesbach-Wassers zu politischen Verwicklungen, die bis auf die europäische Ebene und den kaiserlichen Thron reichten. 

Gegenüber der Burg ist aus einer Burgkapelle in verschiedenen Bauabschnitten die „alte“ Pfarrkirche hervorgegangen, die nach dem Bau der neuen, großen Kirche (1894/95) von 1914 bis 1984 von den Hiltruper Missionsschwestern als Kloster und Kindergarten genutzt wurde. Danach fungierte das Gebäude als Stadtarchiv, als Dialysezentrum und derzeit als Musikschule. 

Die Pfarrgemeinde St. Katharina hält die Schwestern in dankbarer Erinnerung, indem sie an der Nordseite des Gebäudes neben einem Kreuz die Grabplatten der in Hürth verstorbenen Ordensschwestern zu einem Denkmal gestaltet hat.  

Schräg gegenüber der Kirche an der Lindenstraße findet sich der Löhrerhof, ein Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert, der heute im Besitz der Stadt nach Umbau und Restaurierung als Kulturzentrum dient. 

Weiter zeigten uns Abbildungen, beginnend um 1900, die rasante Entwicklung der Lindenstraße zur Wohn- und Geschäftsstraße. Hier lag unter u.a. die Gaststätte Koep, spätere Paula Mellen, wo die Hürther über Generationen feierten und Geselligkeit pflegten. Erwähnt wurde auch der „Jägerhof“ an der Matthiasstraße, abgebrannt 1970. In diesem weit über die Grenzen von Hürth hinaus bekannten Tanzlokal hat manche Beziehung fürs Leben begonnen, wie Anwesende glaubhaft versicherten.                        

Auf der Straßenseite gegenüber erinnert ein Stolperstein an den Widerständler Wilhelm Kox.

Weiter ging die Tour zum Platz „An der Synagoge“. Hier befand sich das Spritzenhaus der Feuerwehr. In unmittelbarer Nähe warb das weithin größte Kino um Zuschauer.

Mitte der Weierstraße erinnert eine größere Plakette an die Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die hier eine kleine Synagoge unterhielten bis zu ihrer Ermordung durch die Nationalsozialisten. Leider gibt es keinerlei Abbildungen von diesem Gebäude. 

Die Weierstraße war im Abstand von 90 Jahren zweimal infolge von Starkregen überflutet, zuletzt 2021. Die Ereignisse verursachten erhebliche Sachschäden.  

Der beklagenswerte Zustand des alten Hürther Schwimmbades markierte das Ende der Tour. Eine baldige Änderung der dortigen Verhältnisse scheint nicht in Sicht.

Versöhnlich stimmt da schon eher das einzige Denkmal auf Hürther Stadtgebiet, das eine Person darstellt, den Armenarzt Dr. Kürten. Es erhebt sich auf dem Gelände des alten Friedhofs. 

Zuletzt brachte eine Anekdote über Dr. Kürten die Teilnehmer zu lautem Lachen und machte Lust auf mehr. In diesem Sinne herzlichen Dank an Michael Cöln und auf Wiedersehn bei der nächsten Stadtteilführung. 

                                                                                                                                                                                 Text: Hans Nagel