11. Januar 2023 – Führung durch die romanische Kirche St. Maria Lyskirchen
Das neue Programmjahr führte 21 interessierte Mitglieder an das Rheinufer zur Pfarrkirche St. Maria Lyskirchen. Es ist die kleinste der 12 romanischen Kirchen Kölns. Leider wird ihre Außenansicht durch die mehrspurige Rheinunferstraße stark beeinträchtigt.
Die Kirche wurde von 1210-1230 als Lisofiskijrken, vermutlich als Eigenkirche des reichen Kölner Patriziers Lisolfus, erbaut. Gesichert ist, dass der Bau durch Stiftungen der Familien Lyskirchen und Overstolz gefördert wurde. Dass der Hl. Maternus im 4. Jhdt. Gründer eines Vorgängerbaus sein sollte, ist eine Legende, da zur röm. Zeit das Grundstück noch im Rhein lag und der Rheinarm erst im 9. Jhdt. zugeschüttet wurde. Heute erinnert die Straße „An Lyskirchen“ mit dem Karnevalsverein „Lyskircher Junge“ und einem Hotel mit gleichem Namen immer noch an das Kölner Patriziergeschlecht.
Am 26.02.1784 wurde die Kirche durch Hochwasser und Eisstau arg beschädigt. Die Innenausstattung ging fast völlig verloren. Über dem Westportal mit seiner umfangreichen Ikonografie ist der Höchststand noch erkennbar. Heute liegt der Kirchenbau 5 m über dem Kulturschutt, der sich seit der Römerzeit angesammelt hat. Er kämpft jährlich aber immer noch mit Hochwasser.
Aber was ist so besonders an der Kirche? Einmal die rekonstruierte farbige Außenfassade, die für eine romanische Kirche einmalig in Köln ist, zum anderen die vollständig erhaltene Gewölbeausmalung aus der Mitte des 13. Jhdt. und des Weiteren zieht die traditionelle Milieukrippe viele Besucher an. Im Kirchenraum erläuterte unsere Führerin, Frau Eicker, dass die farbigen Deckengemälde im 17 Jhdt. weiß übermalt wurden, weil man bunte Innenräume nicht mehr mochte, im 19. Jhdt. aber die Übermalungen wieder frei legte und vielfach restaurierte. In den 3 Mittelschiffen sind jeweils 4 Szenen des Alten und des Neuen Testaments dargestellt. Das älteste Fresko, die Anbetung der Könige, über dem Westportal entstand bereits kurz nach der Fertigstellung des Baus. Schade, dass die schlechten Lichtverhältnisse die Betrachtung sehr erschwerten. Dagegen erfreuen optisch die Skulpturen an den Wänden. Allen voran die 2 Meter hohe „Schiffermadonna,“ die wohl zwischen 1410 und 1420 geschaffen wurde, die Kirche wird deshalb auch Schifferkirche genannt, des Weiteren die „Stieglitzmadonna“ aus dem 14. Jhdt. sowie die Holzskulptur des Hl. Maternus aus dem 17.Jhdt. Beeindruckend sind auch die Glasmalereien an den Seitenwänden mit Verkündigungs- und Kreuzigungsmotiven (um 1530), die südliche Nikolaus- und die nördliche Katharinenkapelle mit ihren Gewölbemalereien aus dem 13. Jhdt. und der achtseitige Taufstein aus dem 12. Jhdt.. Allen Exponaten geht eine eigene Geschichte voraus.
Die Weihnachtsgeschichte der Milieukrippe (Üch es der Heiland gebore!), begonnen 1982 mit handgefertigten Holzfiguren, wurde in die 1930-iger Jahre verlegt und bis heute mit aktuellen Puppen weiterentwickelt. Coronabedingt wurde das Konzept aufgeben, die Krippe an einem einzigen Ort aufzubauen, wo die Betrachter eng an eng stehen. Statt dessen sind die Figuren über den ganzen Kirchenraum verteilt und verwandeln Maria Lyskirchen in eine einzige große Krippenszene. Trotzdem bleibt der gesamte Krippenaufbau von der Weihnachtszeit 2016/17 unvergessen, als er in einem 10m langen Original-Flüchtlingsboot aufgestellt wurde. Das Boot ist nun im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt.
Der Abschluss des Programms fand im Schokoladenmuseum mit Kakao und Kuchen statt. Roswitha und Alois Wilmer sagen wir für die Organisation herzlichen Dank.
Text und Fotos: Peter Schriefer