Auf Initiative von Frau Dr. Margot Denfeld versammelten sich am Freitag, den 10. März 2017, ca. 25 interessierte Mitglieder des HKV vor dem Bürgerhaus, um an einem Vortrag über die Kunst- und Industrieobjekte am Hürther Rathaus durch den ehemaligen technischen Beigeordneten der Stadt Hürth, Richard Welter, und die Leiterin des Arbeitskreises „Hürther Geschichte“, Karin Johnson, teilzunehmen. Diese Führung war ursprünglich zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Archivleiter Manfred Faust für den Tag des offenen Denkmals 2016 zum Thema „Denkmale erhalten“ geplant und konzipiert worden. Die Idee war, den Blick zu schärfen und Interesse für die Objekte am Rathaus zu wecken, und eventuell zu einer Initiative anzuregen, die Objekte einer umfassenderen Pflege zukommen zu lassen.
Erste Station und zugleich Ausgangspunkt für jegliche menschliche technologische Aktivität im Stadtgebiet war das Stück römischer Wasserleitung, das hinter dem Rathaus eingebettet in den großen Sitztreppen am Hang steht. Das Stück stammt von der Eifelwasserleitung aus dem Bereich Luxemburgerstraße/Höhe AOK und wurde hier, den Verlauf des Eselsbachs nachahmend, wodurch Anfang des 20 Jh. Wasser aus dem Tagebau Theresia abgeführt wurde, aufgestellt.
Zur nächsten Station, der Carbidofen-Elektrode von 1924 ging es steil treppauf. An diesem Objekt der chemischen Industrie erfuhr die Gruppe einiges über die Herstellung von Kalkstickstoff und Carbid, die fortschreitende Entwicklung in der Ofentechnologie und den harten Arbeitsbedingungen am Ofen. Weiter ging es hinunter zum Eingang der Bücherei, wo man Teile des letzten Baggers der Grube Theresia bewundern konnte. Hier gab es einiges zum Thema Braukohlenabbau im Raum Hürth zu erzählen. Als nächstes passierte die Gruppe den Oberleitungsmast Kohlebahn, der heute als Werbemast für das Bürgerhaus benutzt wird.
Nun legte die Gruppe eine Pause in Sachen Industrie ein und widmete sich der Kunst am Bau, die sich hauptsächlich im Bereich Bürgerhaus/ Eingang Rathaus befindet. Hierfür war die Arbeitsgemeinschaft Hürther Künstler verantwortlich, die, der Idee einer Bauhütte folgend, ihre Ideen dazu in einen Wettbewerb eingereicht hatte. Hier sind u.a. das beleuchtete Metallobjekt am Bürgerhaus (Die Stadt Hürth mit ihren Ortsteilen), der Brunnen (Die Lebenskraft der Stadt Hürth) und die verschiedenen Ziegelstein-Reliefs (u.a. Der Rat der Stadt, Hürth und die Braunkohle, Historischer Lageplan von Hürth) zu nennen. Spätestens hier bemerkte mancher Besucher zu sich: „Die sind mir noch nie aufgefallen!“ Es wurde bei dieser Gelegenheit auch auf einzelne Mängel, wie beispielsweise einen unsensibel angebrachten Bewegungsmelder oder einen, die Sicht blockierenden Fahrradständer, aufmerksam gemacht.
Anschließend wechselte die Gruppe zu den letzten drei Industrieobjekten. Zunächst ging es zum Prozessgas Kolbenverdichter zur Chlorverflüssigung von 1927, ein weiterer Vertreter der chemischen Industrie, der übrigens von allen Industrieobjekten wohl am meisten von einer engagierten Allround-Pflege profitieren würde. Der vertikal aufgestellte Turbinenläufer einer HD Dampfturbine von 1951 am unteren Eingang des Rathauses und der Läufer einer Kohlenmühle von 1952 unterhalb der Treppe zum Bürgerhaus bildeten dann den Abschluss der Vortrags, womit das industrielle Spannungsfeld Hürths nach Braunkohlengewinnung und chemischer Industrie schließlich durch das Thema Stromerzeugung vervollständigt wurde.
Gut gelaunt und um viele Informationen und Anregungen reicher verabschiedeten sich die Besucher und traten den Heimweg an oder stärkten sich im Café am Platz.
Text: Karin Johnson
Fotos: Alois Wilmer