Keramion in Frechen

Besuch des Keramions am 24. Oktober   

Schietwetter – würde man in Norddeutschland sagen- begleitete 20 Besucherinnen und Besucher zum Keramion nach Frechen. Unsere Nachbarstadt war über Jahrhunderte Hochburg des Töpferhandwerks. Das Keramion besitzt heute die größte private Keramiksammlung in Deutschland und steht seit 2002 als Baudenkmal unter Denkmalschutz. Das Museum befindet sich in der Trägerschaft einer privaten Stiftung.

Die Sammlung hat der Frechener Steinzeugproduzent Gottfried Cremer seit den 1950er-Jahren zusammengetragen. Das Gebäude wurde 1971 vom Kölner Architekten Peter Neufert und dem Ingenieur Stefan Polónyi errichtet. Die Gesamtform ist einer Töpferscheibe mit einem 32 Metern Durchmesser runden Dach nachempfunden und ist architektonisch einmalig. Von innen wirkt der obere Ausstellungsraum hell und offen und gibt den Besuchern mit seiner Rundumverglasung aus wandhohen Glassegmenten einen herrlichen Blick in einen großen Garten frei. Die Dauerausstellung befindet sich im Untergeschoss.

Für die Führung begrüßte uns der Kunsthistoriker Herr Schwertfeger und erklärte uns zunächst von außen, wie oben beschrieben, Historie und Architektur des Gebäudekomplexes. Zudem erläuterte er die zuletzt erfolgte Sanierung der dünnen keramischen Außenwände. Sie dauerte 6 Jahre. In der Ausstellung im Untergeschoss gab er dann eine Übersicht über die ausgestellten Keramiken und Reliefs und beschrieb einzelne Exponate. Natürlich war das Hauptthema der Bartmannskrug mit seiner Gesichtsmaske, der auch im Frechener Stadtwappen verewigt ist. Wikipedia schreibt dazu: „Ein Bartmannskrug ist ein bauchiges, braun glasiertes Tongefäß, an dessen Hals sich das namengebende Relief eines bärtigen, männlichen Gesichts befindet“. 

Archäologische Ausgrabungen aus Frechener Töpferwerkstätten zeugen von einer überaus großen Produktion im 16.-18 Jhdt. die auch in England und Übersee interessierte Abnehmer fand. Ferner informierte Herr Schwertfeger über die vielfältige Verwendung von Steinzeug und ihrer industriellen Produktion im Frechener Steinzeug-Röhrenwerk. Die 60-minütige Führung war informativ und erkenntnisreich. Danach hatte der Regen ein einsehen und wir konnten den schönen Garten bei Sonnenschein mit weiteren Ausstellungsstücken bewundern.

Wissenswert ist noch, dass neben der historischen Dauerausstellung der Sammlung Cremer mehrmals im Jahr wechselnden Sonderausstellungen stattfinden, welche zusätzlich noch die vielfältige Verwendung von keramischen Materialien sichtbar machen. Bei unserem Besuch konnten wir im lichtdurchfluteten Erdgeschoss schon die Sonderausstellung von Friedrich Gräsel bewundern, ein Protagonist der Industrieskulptur mit Tonröhren, die am 26.10.2023 eröffnet wird.

Nach dem Museumsbesuch fand der Ausklang im nahen „Alten Bahnhof Frechen“ statt. Ein besonderes Dankeschön gebühren Dr. Inge Karaus und Regina Görtz, die an der Bütt im strömenden Regen ausgeharrt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Empfang genommen haben.

Text und Bilder: Peter Schriefer