11.10.2023
Der Besuch der städt. NS-Gedenkstätte wird kein Vergnügungsausflug, darüber waren sich 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Klaren, als sie sich zu einer Führung im El-DE-Haus ins Kölner Zentrum aufmachten. Der Namensgeber des Hauses, der kath. Uhren und- und Goldwarenhändler Leopold Dahmen vermietete das Gebäude bereits im Rohbau an das Deutsche Reich. Die Gestapostelle Köln nahm dann von 1935-1945 dort ihren Betrieb auf. In den vorgesehenen Wohnräumen wurden Büros eingerichtet und in dem oberen von zwei Kellergeschossen das Hausgefängnis mit zehn Zellen geschaffen. Im Tiefkeller befand sich ein Luftschutzraum. Heute können die Besucher im Keller das Gestapogefängnis und auf 2 Etagen eine Dauerausstellung und Sonderausstellungen besichtigen, um die Entwicklung des Nationalsozialismus in Köln zu verstehen.
Wir wurden in 2 Gruppen aufgeteilt, die leider qualitativ sehr unterschiedlich geführt wurden. Unsere Führung begann im engen Keller, wo zahlreiche berührende Wandinschriften über die grauenvollen Szenarien in den Gefängniszellen zu lesen sind. Die meisten Häftlinge waren unschuldige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter oder Widerstandskämpfer. Unter anderem wurden Mitglieder der Ehrenfelder Gruppe, von denen einige zu den Edelweißpiraten gehörten ins Visier genommen. Erst die Namen, Fotos und die Graffitis machen das ganze Ausmaß der Brutalität gegenüber den Gefangenen sichtbar, die gefoltert, dann deportiert oder im Hinterhof am Galgen hingerichtet wurden.
In den oberen Etagen komplettieren neben Ausstellungen zum Aufstieg, zur Machtübernahme und zur Rassenpolitik der Nazis noch eine Bibliothek und ein pädagogisches Zentrum das Dokumentationszentrum. Insgesamt wird die Gesamtentwicklung des Nationalsozialismus mit Originalarchivalien anschaulich dargestellt.
Nach Kriegsende wurde das Gebäude wieder von Mietern genutzt, vor allem von der Stadt Köln mit städt. Dienststellen, u.a. bezog das Standesamt hier seine Büros. Hier mussten also auch Menschen heiraten, die in den Räumen zu Zeiten der Gestapo verhört und gefoltert worden waren, wenig rücksichtsvoll.
Nach der 1 ½-stündigen Führung war im Traditionscafé Printen Schmitz noch ein wenig Zeit, um den Nachmittag nachklingen zu lassen. Wir danken Alois Wilmer für die Organisation und dem Vorstand für die Idee zum Besuch dieser Gedenkstätte, der In Anbetracht unserer derzeitigen politischen Situation sehr nachdenklich machen sollte.
Text und Bilder: Peter Schriefer