Besuch der ältesten Kölner Brauerei 

20.09.2023

Am 20.09.2023 trafen wir uns um 13 Uhr an der Haltestelle Kiebitzweg und fuhren gemeinsam nach Köln-Kalk zur Besichtigung der Sünner-Brauerei. Da uns noch etwas Zeit bis zur Brauereiführung blieb, führte uns unser Vorsitzender Christian Karaus zur Kalker Kapelle. Die Kalker Kapelle in Köln liegt neben der Kalker Marienkirche und wurde in den Jahren 1948 bis 1950 nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg neu errichtet. Sie hat ihren Ursprung in der frühen Neuzeit um 1666/67.  

Sünner Brauerei 2023

Wir spazierten weiter zur Sünner-Brauerei und stärkten uns vor der eigentlichen Führung schon mal mit einem Kölsch im hauseigenen Biergarten. 

Gebucht hatten wir eine Historische Besichtigung, uns wurden aber vom Braumeister auch ausführlich die Prozesse der Herstellung der Bier- und Spirituosen-Spezialitäten erläutert. So haben wir u.a. gelernt, dass der einzige Unterschied zwischen ober- und untergärigem Bier in der verwendeten Hefe besteht. Untergärige Hefe gibt es in der Natur nicht, diese muss speziell gezüchtet werden. Da dies erst Ende des 19. Jahrhunderts gelang, hat es zuvor nur obergärige Biere gegeben. 

Die 1830 von Franz Hess, einem Schwager von Christian Sünner, gegründete Gebr. Sünner GmbH & Co. KG ist die älteste noch produzierende Brauerei Kölns. Die ursprüngliche Hausbrauerei lag an der Deutzer Freiheit. 1858 kaufte Sünner in Kalk ein 2,5 Hektar großes Gelände der Gewerkschaft Neu-Deutz. Die dort bestehende Zeche war wegen in den Stollen eindringendem Grundwasser nie in Betrieb genommen worden, doch konnte dieses Stollenwasser wegen seiner Reinheit als Brauwasser für die Sünner-Biere verwendet werden. 1860 konnte die Zechenbrauerei den Betrieb aufnehmen. Das von 1888 bis 1890 erbaute Hauptgebäude der Zechenbrauerei in Köln-Kalk ist ebenfalls das älteste noch in ursprünglicher Funktion betriebene Industriedenkmal der Stadt Köln.

Die Kapazität der Brauerei wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach durch technische Modernisierungen, wie zum Beispiel eine Kältemaschine, und Erweiterungsbauten der steigenden Nachfrage angepasst, sodass im Jahre 1900 ein Produktionsvolumen von 70.000 Hektoliter Bier erreicht wurde.

Neben Bock-, Export- und Lagerbier wurde die Produktpalette der Sünner-Brauerei 1906 um ein obergäriges helles Bier erweitert, das erstmals 1918 mit dem Zusatz „echt Kölsch“ beworben wurde, leider wurde es versäumt es patentieren zu lassen. Offiziell wurde erst nach dem 2. Weltkrieg das Bier Kölsch genannt. Hier am historischen Standort in Kalk wird auch die älteste Brennerei Kölns betrieben, bis 2019 war es in Köln nur Sünner gestattet, Alkohol zu brennen. 

Sünner Brauerei 2023

Das Gelände der Sünner-Brauwelt ist imposant. Die Wappen von Kalk und Deutz zieren die Stufengiebel des dreigeschossigen Backsteingebäudes. Während der Brauerei-Führung wurde natürlich auch das Reinheitsgebot aus dem 16. Jahrhundert angesprochen, allerdings sei lt. Braumeister die Bezeichnung Natürlichkeitsgebot viel sinnvoller und aussagekräftiger.

Wir wurden auf die Kölsch-Konvention hingewiesen, die verbindlich regelt, welches Bier sich Kölsch nennen darf und welche Wettbewerbsregeln für die Kölsch-Brauer gelten. Diese Regeln wurden erst im Jahr 1985 vom Bundeskartellamt genehmigt. Nach § 1 handelt es sich bei der Bezeichnung „Kölsch“ um eine qualifizierte geographische Herkunftsbezeichnung und darf nur für nach dem Reinheitsgebot hergestelltes helles, hochvergorenes, hopfenbetontes, blankes obergäriges Vollbier verwendet werden, das innerhalb des Herkunftsbereichs von „Kölsch“ hergestellt wird. 

Am Ende der Besichtigung durften wir ein Glas frisch gezapftes Kölsch aus dem „Zwickel-Tank“ genießen, dass einigen von uns sogar besser schmeckte als das eigentliche Endprodukt. Im historischen Raum zwischen Brennerei und Sudhaus werden die handgefertigten Biere und Spirituosen vertrieben und dort konnten wir auch Kölns älteste Dampfmaschine bewundern.

Nach der gelungenen und interessanten Führung ging es wieder in den Biergarten, wo wir uns mit Kölsch und leckerem Essen stärkten, bevor wir wieder die Rückreise antraten. Unser Dank für die gelungene Organisation geht an Dr. Christian Karaus.  

Text und Foto: Christiane Geritan