Besuch der Tuchfabrik Müller am 12.11.2025
Die Geschichte der Tuchfabrik Müller in Euskirchen-Kuchenheim beginnt ursprünglich als Getreidemühle, wurde ab 1801 zu einer Papiermanufaktur und schließlich 1894 als Tuchfabrik von Ludwig Müller eröffnet. Die um 1900 beschaffte Produktionstechnik wurde kaum modernisiert. Der Versuch der Elektrifizierung der Fabrik scheiterte in den 1920er Jahren. Daher hatten auch der Antrieb über die Dampfmaschine und die Wellen und Riemen der Transmission bis zur Fabrikschließung 1961 Bestand.

In der Fabrik waren bis zu 40 Personen beschäftigt. Die Fabrik schloss 1961 aufgrund von Konkurrenzdruck, wurde aber vom damaligen Inhaber Kurt Müller sorgfältig für eine spätere Nutzung erhalten. 1988 übernahm der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Fabrik, restaurierte sie behutsam und eröffnete sie 1999 als LVR-Industriemuseum. Heute ist die Fabrik ein lebendiges Museum, das die Tuchproduktion der Vergangenheit authentisch präsentiert.

Mit 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnten wir geführt in zwei Gruppen die Produktionsabläufe nacherleben. Die Tuchfabrik Müller war eine typische kleine Volltuchfabrik. Sie bezog gewaschene Wolle und stellte daraus Streichgarntücher für den Zivilbedarf, aber auch für Uniformen her. Streichgarntücher sind robuste, loden- oder tweedartige Wolltücher, die nach dem Weben noch gewalkt werden. Dadurch wird das Tuch dichter. Die Wollfasern verbinden sich dabei zu einer besonders robusten und strapazierfähigen Oberfläche. Die Tuchfabrik versandte das fertige Tuch an Tuchhändler, Kaufhäuser und Kleidungsfabriken. Besichtigen konnten wir das Machinenhaus, die Färberei, die Wolferei und die Krempelei, die Spinnerei und Weberei, die Nassappretur und die Trockenapparatur. Einige Maschinenvorführungen rundeten das Gesamtbild sehr eindrucksvoll und laut ab. Eine Einkehr im Anschluss an die Besichtigung rundete unsere Exkursion ab.
Text und Fotos: Otto Schaaf