Italienreise 6. bis 13. September 2025
Früh am Samstagmorgen, dem 7. September, herrschte geschäftiges Treiben am Flughafen Köln/Bonn. 42 gut gelaunte Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins Hürth machten sich gemeinsam auf den Weg nach Süditalien. Ob man sich schon lange kannte oder erst an diesem Tag begegnete – schnell fanden sich kleine Grüppchen zum Plaudern, und die Vorfreude auf das gemeinsame Abenteuer lag förmlich in der Luft. Der HKV hatte eine Pauschalreise „So schön ist Apulien“ bei Lebenslust gebucht.
Nach einem ruhigen Flug empfing uns das spätsommerliche Licht Apuliens und präsentierte sich warm und einladend. Gemeinsam ging es mit einem Reisebus weiter Richtung Brindisi nach Torre Canne, direkt an der Adriaküste, circa 80 km von Bari entfernt.
Dort bezogen wir unser Quartier: das 4 Sterne plus Hotel GranSerena. Die gepflegte Anlage mit Palmen, Blumenrabatten und großzügigen Aufenthaltsbereichen, zwei Pools und einem großzügigen Strand wurde für eine Woche unser Zuhause.
Im großen Speisesaal stärkten wir uns jeden Morgen gemeinsam am reichhaltigen Frühstücksbuffet, abends erwartete uns ein abwechslungsreiches Menü. Die kulinarische Vielfalt – von frischem Fisch über würzige Pasta bis zu süßen Leckereien – ließ keine Wünsche offen. Ein Highlight waren die entspannten Abendrunden auf der Hotelterrasse im Anschluss. Im milden Mondlicht, begleitet vom sanften Rauschen des Meeres und einem Glas Bier oder Lemon Spritz wurden Erlebnisse des Tages und Fotos ausgetauscht, viel erzählt und gelacht.
Unsere Reiseleiterin Kathrin, eine italienische Frohnatur mit deutschen Wurzeln, hieß uns herzlich willkommen. Sie begleitete uns in den kommenden Tagen mit ihrem umfangreichen Wissen, ihrer herzlichen Art und gelegentlichen Anekdoten.

Die vier angebotenen Ausflüge führten uns in die historischen Zentren zahlreicher Städte, jede mit eigenem Charme. Ob barockisierte Kirchen, schmale Gassen oder lebhafte Marktplätze – immer gab es etwas zu staunen.
Lecce, oft als „Florenz des Südens“ bezeichnet, beeindruckte mit seinem überwältigenden Barock. Hier kosteten wir den traditionellen süßen „Pasticciotto Lecces“ – ein leicht gesüßter Espresso mit Eis und Mandelsirup, der an einem warmen Nachmittag für köstliche Erfrischung sorgte.
Über die Bucht von Torre Dell’Orso erreichten wir am Nachmittag Otranto. Ein trauriges Schicksal prägt diese Stadt auch heute noch; Verwüstung und Zerstörung der Stadt sowie ein Massaker an 800 Christen, die sich weigerten den muslimischen Glauben anzunehmen. Unsere Reisegruppe nutzte den Stopp zum Baden am Strand, andere bevorzugten einen Spaziergang an der langen Promenade.
Apulien ist berühmt für seine Olivenhaine, vor allem im Valle d’Istria, das wir am dritten Tag durchquerten. Unzählige knorrige Olivenbäume säumen die Landschaft, manche hunderte Jahre alt. Unsere Reiseleiterin berichtete, dass viele dieser Bäume krankheitsbedingt keine Früchte mehr tragen. Neben majestätischen, gesunden Exemplaren sahen wir daher immer wieder abgestorbene Stämme – ein bewegendes Bild, das den Spagat zwischen Tradition und Naturkrise verdeutlichte. Die Stadt Martina Franca mit ihrem prächtigen Palazzo und der Basilika San Martino wurde kurz besucht um dann in einer Ölmühle die Herstellung von kalt gepresstem Olivenöl kennen zu lernen. Wussten Sie, dass es neben schwarzen und weißen Oliven weitere etwa 20 verschiedene Olivensorten gibt? In einer nahe gelegenen „Masseria“ wurde uns ein vorzüglicher Vorspeisenteller – Parmaschinken, Käse mit leckerem Brot, Oliven – mit einem Gläschen Wein serviert. Gestärkt besichtigten wir dann die „weiße Stadt“ Ostuni, ein kleines Städtchen mit weißen Hausfassaden.
Matera mit der weltberühmten Steinstadt „Sassi – UNESCO Weltkulturerbe“ -, war ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. In den in Fels gehauenen Höhlenwohnungen weht ein Hauch von Ewigkeit. Auf der Rückfahrt von Matera nach Polignano a Mare begann es leicht zu regnen – ein willkommener Frischegruß nach einem heißen Tag. Polignano a Mare, spektakulär auf Klippen gebaut, verzauberte mit atemberaubenden Ausblicken auf die Adria. Dort probierten wir den legendären „Caffè speciale“ – Espresso mit Zucker, Zitronenschale und Sahne: ein kleines Geschmackserlebnis, das uns Apuliens kreative Kaffeekultur näherbrachte. Hier überraschte Kathrin mit einer sehr persönlichen Note: Sie zeigte uns das ehemalige Haus ihrer „Nonna“ (Großmutter), in dem sie als Kind viele Sommer verbracht hatte.
Wer aus dem Busfenster schaute, konnte sich an den üppigen Oleanderhecken entlang der Straßen kaum sattsehen. Ihre leuchtenden Farben begleiteten uns fast überall. Doch so schön der Anblick auch war, fiel doch vielen der Kontrast ins Auge: Immer wieder lag Müll am Straßenrand – ein Wermutstropfen, der uns nachdenklich stimmte. Kathrin berichtete von den Herausforderungen italienischer Abfallwirtschaft. Auch erfuhren wir einiges über die Schwierigkeiten der medizinischen Versorgung und der digitalen „Ausweiskarte“ für jede/n Italiener/in, auf der alle Daten gleich welcher Art vermerkt sind und ohne die man in Italien nichts bewirken kann.
Die Busfahrten waren nie langweilig. Regelmäßige „Hygienepausen“, wie sie Kathrin augenzwinkernd nannte, boten Gelegenheit für einen Espresso oder einen kurzen Plausch.
Am vorletzten Tag wartete vielleicht das absolute Highlight der gesamten Bildungsreise: der Besuch der berühmten Grotte di Castellana. Tief unter der Erde eröffneten sich gewaltige Hallen mit bizarren Tropfsteinformationen – ein Naturwunder, das uns in ehrfürchtiges Staunen versetzte. Für viele war dieser Ausflug der krönende Höhepunkt einer ohnehin großartigen Woche.

Alberobello – die letzte Station – ebenfalls „UNESCO Weltkulturerbe“, überraschte mit seinen lustigen Zipfelhäusern, „Trullis“ genannt. Allerdings wohnt kaum noch eine italienische Familie in den doch sehr beengten runden Wohnungen; heute sind es fast nur noch touristische Attraktionen mit den üblichen Verkaufsangeboten.
Dienstag und Freitag standen zur freien Verfügung. Manche nutzten den Dienstag für einen optionalen Ausflug zum Castel del Monte und nach Bari* (siehe zusätzlichen Bericht), wo sich historische Altstadt und moderne Lebensfreude vereinen. Andere blieben im Hotel, spazierten am Strand entlang oder ließen sich im Wellnessbereich verwöhnen. Am Freitag war Zeit für individuelle Unternehmungen: ein letzter Sprung ins Meer, ein Bummel durch Torre Canne oder einfach nur ein ausgedehntes Gespräch bei Cappuccino mit Meerblick.Am Samstag, dem 13. September, hieß es Abschied nehmen. Ein letztes gemeinsames Frühstück, dann ging es zum Flughafen Bari und weiter nach Köln/Bonn. Im Gepäck hatte man nicht nur Souvenirs, sondern vor allem unzählige Erinnerungen an eine Woche voller Entdeckungen.
Diese Reise zeigte eindrucksvoll, was den HKV ausmacht: das gemeinsame Interesse an Kultur und Natur. Wer einmal dabei war, spürt, wie bereichernd solche Fahrten sind. Die Eindrücke bleiben lange lebendig.
Zu danken ist dem Vorstand des Heimat- und Kulturvereins für die außergewöhnliche Idee und der Umsetzung dieser Reise; ebenso der engagierten Reiseleiterin Kathrin und nicht zu vergessen – der immer zuverlässigen Reisegruppe.
Wer Lust hatte, in fröhlicher Runde Kultur, Natur und Kulinarik zu erleben, war wieder einmal beim HKV gut aufgehoben.
Text: Horst und Gisela Kusenberg, Fotos: Axel Huben
*Bericht zum Castel del Monte und Bari
“Stupor mundi“ oder „Das Staunen der Welt“! Mit diesen Begriffspaaren ist der Stauferkönig Friedrich II. beschrieben.
Im Castel del Monte sind wir seinen Spuren gefolgt. Eine weiße Burganlage mitten auf Bergeshöhen weit über das Land sichtbar. Ein architektonisches Highlight, als Oktagon konzipiert, mit wiederum jeweils achteckigen Türmen an den Eckpunkten. Viele Mythen ringen sich um diesen Ort. Ob der Stauferkönig hier je gelebt hat, ob es ein Ort für Treffen von Wissenschaftlern war, ob es ein Grabmal für seine geliebte Frau Bianca war? Man weiß es nicht genau. Klar ist nur, dass Friedrich II. hier in Apulien viele Spuren hinterlassen hat und teilweise bis heute noch verehrt wird, z.B. in der Stadt Altamura oder in Manfredonia (nach seinem Sohn Manfred benannt). Es ist wert, sich mit diesem Genie des Mittelalters zu befassen.
Anschließend führte uns der Ausflug in die Hauptstadt Apuliens, Bari, mit 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Süditaliens. Kathrin spazierte mit uns 90 Minuten lang durch die engen Gassen der Altstadt mit ihren vielen Geschäften und Restaurants; an jeder Ecke gab es etwas zu bewundern bis zur Ausschmückung eines Platzes durch IKEA !! (anlässlich des 10-jährigen Firmenjubiläums). Natürlich bestaunten wir auch die Kathedrale San Nicola, in der seit 1089 die Reliquien des heiligen St. Nikolaus aufgebahrt sind; ob als Folge eines Raubes oder als Schenkung ist bis heute ungeklärt. Die Krypta ist seit vielen Jahren Anziehungspunkt von Pilgern aller Welt, auch vieler Russen, ist St. Nikolaus doch der russische Schutzheilige schlechthin! Uns begeisterte die quirlige Altstadt, die wir anschließend noch selbst ein wenig erkunden konnten, bevor es wieder zurück zum Hotel ging.
Text: Inge und Christian Karaus