Viel habe ich schon über den Jakobsweg gelesen und gehört. Meine Bewunderung für die Menschen, die diesen Weg gemacht haben, war immer groß. Nun ergab es sich, dass ich als Mitglied im Heimat- und Kulturverein Hürth an einem winzigen Stück Jakobsweg teilnehmen durfte.
Los ging es in meiner geliebten Stadt Köln, natürlich am Kölner Dom. Gemeinsam mit dem Pilger Norbert Wallrath von den Santiago-Freunden Köln machten sich 15 Mitglieder des HKV auf eine Etappe des Jakobsweges. Bereits im Mittelalter war Köln eine wichtige Station auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Von Nord und Ost kamen die Pilger zum Schrein der Heiligen Drei Könige nach Köln, der für uns das erste Ziel darstellte. Wir hatten großes Glück und durften ausnahmsweise direkt an den Schrein, der das Zentrum des gotischen Kölner Doms bildet. Es bot sich für uns die Gelegenheit, unter dem Schrein herzugehen.
Danach starteten wir die erste Etappe von Köln Richtung Aachen. Unser Weg führte uns über die Hohe Straße und Schildergasse zum Neumarkt, wo wir in die Straßenbahn stiegen und bis zum Melatenfriedhof fuhren. Diesen ließen wir allerdings links liegen und steuerten die gegenüberliegende Seite der Aachener Straße an und hielten eine kurze Einkehr in der Kirche „Christi Auferstehung“.
Weiter durchs „Grüne“, am wunderschönen Rautenstrauchkanal vorbei mit tollen Villen und durch den Stadtwald gingen wir dann nach Müngersdorf zur Kirche „St. Vitalis“, die nach dem Vorbild der Basilika St. Aposteln am Neumarkt errichtet wurde. Der alte Ort Müngersdorf besaß sicherlich schon im Mittelalter eine Kirche.
Das Wetter war feinstes Pilgerwetter, nicht zu warm und nicht zu kalt, kein Regen, besser konnte es nicht sein. In Müngersdorf luden ein paar Bänke im Grünen dazu ein, eine kurze Rast einzulegen, um sich zu stärken.
Weiter führte uns der Jakobsweg nach Widdersdorf zur Kirche „St. Jakobus“. Zum ersten Mal im Jahr 1106 urkundlich erwähnt, ist Widdersdorf durch die Jahrhunderte hindurch ein Außenhof der Benediktinerabtei Brauweiler gewesen. Der Apostel Jakobus ist der Pfarrpatron. Im Hochaltar ist er so dargestellt, wie ihn die Überlieferung Europas immer gesehen hat: mit Wanderstab, Reisetasche und Pilgermuschel.
Der mit dem Wanderstab in der Hand schreitende Apostel mag uns Sinnbild sein für die Wanderschaft, auf der wir unser ganzes Leben unterwegs sind. Eine Pilgerin aus der Gruppe nutzte diesen wichtigen Ort am Jakobsweg für eine kurze besinnliche Zeit und schenkte uns ein von ihr eigens für eine Pilgerwanderung nach Trier verfasstes Gebet.
Von Widdersdorf aus ging es noch mal ein gutes Stück bis Brauweiler. Unsere letzte Station war die Abteikirche St. Nikolaus. Durch den wunderschönen Abteipark gelangten wir in die Kirche, die glücklicherweise geöffnet war. Es erwarteten uns Orgelklänge und es war eine Wohltat, seine müden Glieder nach ein paar Stunden und ca. 15 Kilometern Weg auf den Kirchenbänken nieder zu lassen.
Die Kirche besitzt ein Jakobusfenster und die plastische Darstellung des Heiligen Jakobus im Michaelaltar zeugen davon, dass dieser Ort eine große Bedeutung für die Jakobspilger hat. Ein würdiger Abschluss bei unserer Rast in der Abteikirche war ein weiteres Gebet unserer Mitpilgerin und ein Pilgerlied, gesungen von drei Mitpilgern.
Für das leibliche Wohlbefinden kehrten wir alle zum Schluss in ein Café in Brauweiler ein und ließen diesen wundervollen Tag noch einmal Revue passieren.
Buen camino … ist spanisch und heisst „guten Weg“. Das wünscht man jedem Pilger, der sich auf den Jakobsweg begibt!
Text: Rosemarie Wintz
Fotos: Norbert Wallrath