Das konnten die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Exkursion nach Bad Godesberg wirklich nicht ahnen, als sie sich gutgelaunt und bei bestem Wetter am 18.09.2024 um 11.00 Uhr an der Haltestelle Kiebitzweg trafen: erst 2 Stunden und 5 Minuten später würden wir unseren Treffpunkt an der Marienkirche in Bad Godesberg erreicht haben. Die Nummern 16 und 611 waren an diesem Morgen keine Glückszahlen. Die Linie 16 hatte an diesem Morgen stundenlange Verspätungen, der Bus 611 schlängelte sich auf Umwegen gemächlich durch die Bonner Vorstadt, blieb dann schließlich hinter einem Rettungswagen im Einsatz auf unbestimmte Zeit stehen und zwang uns die letzten Meter zu Fuß zurück zu legen. Die Stadtführerin von Statt Reisen Bonn begrüßte unsere Gruppe und wollte gleich zu einem längeren Vortrag über die neogotische Marienkirche von 1860 ausholen, als Herr Dr. Karaus sie dankenswerterweise bat doch beim Thema Altstadtführung zu bleiben.
Und so spazierten wir in die sogenannte Altstadt von Bad Godesberg und erfuhren, dass sie eigentlich gar nicht mehr existiert, denn zwischen 1964 und 1994 wurde diese saniert und viele alte Häuser wurden abgerissen. Was dann in Bad Godesberg in drei Jahrzehnten von Architekten wie Denninger und dem Kölner Gottfried Böhm geplant und gebaut wurde, finden viele Menschen heute hässlich und wenig lebenswert. Deswegen soll 2025 mit der Entsiegelung und Begrünung einiger Flächen begonnen werden, um den Ort wieder lebenswerter und klimafreundlicher zu machen.
In der Ferne erblickten wir das Wahrzeichen von Godesberg, die Godesburg. Diese imposante Fliehburg stammt aus dem 13. Jahrhundert und steht auf einer römischen Siedlung. Einen längeren Teil ihres Vortrages widmete die Stadtführerin den Aktivitäten des Kurfürsten Maximilian Franz (*1756), dem Godesberg seinen Aufstieg zum Kurbad verdankt. Er war das 16. Kind der Kaiserin Maria Theresia, selbst von kränklicher Natur und auf sein Betreiben hin wurde das Wasser der Godesberger Draitschquelle geprüft und als gutes Heilwasser anerkannt. In der Folgezeit entstanden in Bad Godesberg wunderschöne Gebäude, wie die Redoute (ein Ort des Amusements), der Kurpark und viele Villen von reichen Industriellen. Berühmte Persönlichkeiten, wie die Musiker Johannes Brahms und das Ehepaar Carla und Robert Schumann suchten in Bad Godesberg Erholung. Die alte Apotheke von 1838 mit der wunderschönen Inneneinrichtung, eingezwängt zwischen einer schäbigen Passage aus den 60iger Jahren und einem hässlichen Wohnhaus, zeugt noch von dieser Zeit. Wie sagte die Stadtführerin mehrfach: „Bad Godesberg hat den Glanz der frühen Jahre verloren.“ Vorbei ging es noch am denkmalgeschützten Schauspielhaus aus dem Jahr 1952 und über den Theaterplatz bis zum Ort der ehemaligen Synagoge, dann weiter bis zur historischen Gaststätte der besonders bei Studenten beliebten Lindenwirtin Aennchen Schumacher (*1860), die heute leider auch nicht mehr betrieben wird. Unser thematisch recht sprunghafter Spaziergang endete schließlich an der jüdischen Gedenkstätte, wo sich unsere Stadtführerin von uns verabschiedete. Zum Abschluss unseres Ausfluges nach Bad Godesberg saßen wir draußen unter schon herbstlichen Kastanienbäumen und genossen bei herrlichem Sonnenschein unsere kühlen Getränke und leckere Stullen. Leise Beschwerden über fehlendes Bier auf der Getränkekarte konnten wir gut überhören
P. S. Die Rückfahrt verlief reibungslos.
Text: Ingrid Duchatsch,
Fotos: Alois Wilmer