Besichtigung des Jüdischen Friedhofs in Deutz.
Eindrücke unserer Exkursion vom Mittwoch, 11.September 2024
Als unsere 19-köpfige Gruppe am Friedhofstor ankam, hatte sich gerade die dunkle Wolke des soeben niedergegangenen Regenschauers verzogen und gab Sonnenschein und ein großes Stück blauen Himmel frei. Esther Bugaeva begrüßte uns, nicht ohne die Ermahnung an die männlichen Teilnehmer, beim Rundgang Kopfbedeckung zu tragen. Viele jüdische Regeln betreffen in erster Linie Männer, vielleicht weil sie es besonders nötig haben.
Die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen, die von Köln, hat heute (2024) wieder über 4.000 Mitglieder und ist eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. 1424 waren die Juden aus der Stadt erstmals ausgewiesen worden. Immer wieder wechselten sich Rückkehrwellen vertriebener Juden mit neuen Vertreibungen ab, zuletzt dann die Shoa.
Der jüdische Friedhof Köln-Deutz, das gehörte damals nicht zu Köln, wurde 1695 gegründet. Er ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof der Stadt. Die letzte Bestattung erfolgte 1941. Zuletzt mussten die Gräber unauffällig gestaltet werden, oft in der Hoffnung einer würdigeren Gestaltung nach Rückkehr. Heute werden jüdische Mitbürger am Jüdischen Friedhof Bocklemünd bestattet.
Bei der Führung zeigte uns Esther viele Besonderheiten: Der älteste Friedhofsteil hat ausschließlich hebräische Inschriften, oft mit Fehlern, weil den Juden selbst Handwerksberufe (Steinmetz) untersagt waren. Einige Gräber, meist nach Jerusalem ausgerichtet, waren wohl von den 2 in Köln lebenden Nachfahrens-Familien oder ausländischen Besuchern als Zeichen der „ewigen Grabstätte“ mit Steinen geschmückt, Blumen würden ja Vergänglichkeit ausdrücken. Wir sahen auch das 1842-er Grab der Bänkerin Theresa Oppenheim, die nach dem Tod (im Ausland) von Salomon Oppenheim die gleichnamige Bank lange geführt hatte .
Die Gräber des 19. Jahrhunderts, weniger bescheiden als die älteren, ähnelten oft nun mit Granitgrabsteinen denjenigen christlicher Friedhöfe. Mit einer Mischung aus Empfindungen, der des geschehenen Unheils, und der der Würde des Ortes und der Dankbarkeit über die wieder 4000 Gemeindemitglieder beendeten Esther und wir unseren Rundgang.
Text: Christian Hans Gruner
Fotos: Inge Karaus