Schiffshebewerk in Waltrop

Erlebnisbericht Ruhrgebiet ­­– 6.07.2016

Am Mi., den 06.07.2016 um 8:15 Uhr starteten 45 Mitglieder inklusive Gäste zum alten Schiffshebewerk und dem  Schleusenpark in Waltrop. Dank unseres Fahrers Torsten, kamen wir trotz „rush hour“ pünktlich zu den beiden gebuchten Führungen dort an.

Nach der Begrüßung durch unseren Geschäftsführer und den Organisator schilderte Letzterer in wenigen Worten den Tagesablauf. Anschließend wurde den Mitreisenden erklärt, was sich hinter den Begriffen Abstieg- / Aufstiegsbauwerken verbirgt. Ferner erfuhren sie, dass es sich lohnen würde, einen Aufstieg auf das alte, zu Kaiser Wilhelm II erbaute Schiffshebewerk Henrichenburg, das er am 11. Aug. 1899 einweihte,  zu wagen.

Dort gibt es einen fantastischen Blick aus der Vogelperspektive über die Konstruktion dieses Hebewerks und den Schleusenpark sowie das neue Hebewerk. Außerdem erfuhren die Teilnehmer vorab etwas über die Hintergründe der vier vorhandenen Abstiegs- oder Aufstiegsbauwerken (abhängig von Fahrtrichtung). Es war die schnell voran schreitende Industrialisierung, die nicht nur ein schnell wachsendes Transportaufkommen mit sich brachte, sondern auch immer größere Transportschiffe zur Folge hatte.

Das alte Schiffshebewerk (s.o.) war in der Lage, die damals üblichen Lastkähne bis zu 1000 t und 67 m Länge, 8,2 m Breite und 2,0 m Tiefgang um ca. 14 m an dieser Staustufe zu heben oder zu senken. Die nachfolgenden größeren Schiffe waren beispielweise das Europaschiff (RHK): 1350 t mit 85 m Länge, Breite von 9,50 m und Tiefgang bis 2,5 m sowie das große Rheinschiff: 2800 t mit 110 m Länge, Breite von 11,4 m und Tiefgang bis 3,5 m. Der eigentliche Hub- / Senkvorgang (ohne Ein- u. Ausfahrt) dauerte nur 12,5 Min., während eine Schleusung wesentlich mehr Zeit benötigte. Außerdem verbrauchte der Hubvorgang hier kaum Wasser gegenüber dem Schleusen, das durch Pumpen aus dem unteren Bereich bereit gestellt werden musste.

Ferner wurden die TN darauf hingewiesen, dass sie vor Ort „Herrn Archimedes“ begegnen würden, zwar nicht leibhaftig aber in einem sehr realistischen Bezug zu seinem Wirken.

Die beiden sehr informativen Führungen einschließlich Aufstieg auf das Oberhaupt des alten Hebewerks und Besichtigung des gesamten Schleusenparks mitsamt den Arbeitsplätzen rund um die Helling sowie einer Kurzführung in der Ausstellungshalle ließen die Zeit wie im Fluge vergehen. Das Essen im griechischen Lokal Papachristos war bezüglich Geschmack, Qualität und insbesondere Quantität hervorragend und wurde von allen gelobt. Die Abfahrt zur Zeche Zollern erfolgte fast pünktlich, was auch dem disziplinierten Verhalten der Teilnehmer zu danken ist.

Die Führungen hier waren ebenfalls von enormer Sachkunde geprägt, was gewiss auch daran lag, dass unsere Führerin hier aufgewachsen war und ihr Großvater auf dieser Zeche sein Brot verdient hatte. Neben der außergewöhnlich schönen, von Jugendstil + Historismus beeinflussten Industrie-Architektur wurden die TN intensiv und anschaulich über Historie und Sozialgeschichte informiert.

Die Architektur und Technik des Bergwerkes sollte die wirtschaftliche Potenz, Macht und Modernität zum Ausdruck bringen. In extremem Gegensatz standen dazu die Arbeitsbedingungen, die unvorstellbar hart und auf Ausbeutung ausgerichtet waren, aber gleichzeitig erklärten, warum die eigene Nachkommenschaft wiederum unter diesen extrem schlechten Konditionen gezwungen war, sich unter Tage zu verdingen.

Auch die hier gezeigte Lohnhalle diente primär der Selbstdarstellung der „Zechenbarone“. Die nacherlebte Sozialgeschichte der damals Beschäftigten hat zum großen Teil einen sehr nachhaltigen Eindruck bei uns hinterlassen. Als Abschluß des Erlebten ließen wir bei Kaffee und Kuchen diesen ereignisreichen und mit viel neuem Wissen gefüllten Tag im Restaurant „Pferdestall“ ausklingen, um dann gegen 17:00 Uhr die Heimreise anzutreten.

Text:  Eddi Ludwig
Fotos: Heiz Wöllert