Führung durch die Abtei Brauweiler

am 06.04.2022

Usselig bis frostig war das Wetter, als sich die Teilnehmer in der Sudetenstr. zu Fahrgemeinschaften zusammenfanden, um nach Pulheim-Brauweiler aufzubrechen. Dort war es auch nicht sonniger, aber der guten Laune und dem Interesse an einer Führung tat das Wetter keinen Abbruch. Besonders, weil die Programmvorschau von Alois Wilmer doch einiges erwarten ließ. Aber der Reihe nach.

Bereits bei der Anfahrt war für uns erkennbar, dass als weit sichtbares Wahrzeichen die Abteikirche St. Nikolaus, eine der großen romanischen Kirchenbauten des Rheinlands, den Abteipark, der sich um 3 Höfe gruppiert, repräsentiert.

„Aber die Kirche ist nicht Gegenstand unserer Führung“, so Jürgen Böhm, der uns vom LVR begrüßte, „sondern die Abtei mit dem mittelalterlichen Kreuzgang, die barocken Gebäude und der Kaisersaal. 

Der Kapitelsaal und weitere Innenräume sind leider nicht zugänglich“. Schade!  

Dann erläuterte er die Geschichte der Abtei. Hier die Kurzform: Der Pfalzgraf von Lothringen Ezzo und seine Gemahlin Mathilde gründeten 1024 das Hauskloster. Die Mönche konnten dort bis zur Säkularisation 1802 ihrem Glauben nachgehen. Danach, zwischen 1810 und 1815, stellten Bettler Stoffe gegen Bezahlung her. Ab 1815 fertigten Kriminelle und als „geisteskrank“ Bezeichnete in einem Arbeitslager Kleidung, Möbel, Baumaterialien u.a. Waren. Ab 1933 übernahmen die Nationalsozialisten das Kommando über die Anstalt (Gefängnis der Gestapo), für ein Jahr richteten sie sogar ein Konzentrationslager in dem geweihten Ort ein. In der Nachkriegszeit, von 1949-1978, befand sich auf dem Abteigelände eine Landesarbeitsanstalt der Rheinprovinz, Vorläufer des LVR, später bezeichnet als Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie. 

Die Abtei erlebte also eine wechselvolle Geschichte, die nach der Säkularisation wenig erfreulich verlief. Kein Wunder, das unter dem Zitat „ab nach Brauweiler“ die meisten Rheinländer bis in die späten 1970-iger Jahre verstanden, dass damit die Zwangseinweisung in eine Arbeitsanstalt gemeint war, insbes., da auf dem Gelände das Psychiatrisches Landeskrankenhaus (mit Trinkerheilanstalt) ansässig war. Erst 1988 wurde aus dem ehemaligen Kloster das heutige Kultur- und Dienstleistungszentrum des LVR. Heute finden ganz­jäh­rig auf dem Ge­län­de Le­sun­gen, Kon­zer­te, Aus­stel­lun­gen und Auf­füh­run­gen statt. 

Herr Böhme brachte dies alles und vieles mehr, fachkundig, keine Legende auslassend und nichts beschönigend an die aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer, die aber doch am Ende froh waren, als sie sich im Cafe Kraus mit Heißgetränken aufwärmen konnten. Unser Dank für die gute Organisation galt auch für diese Führung Roswitha und Alois Wilmer. 

 Text und Bilder: Peter Schriefer