Freilichtmuseum Kommern

 Führung durch das Freilichtmuseum in Kommern am 15.06.2022 

Am Mittwoch, 15.06.2022 war es soweit. Vom Parkplatz an der Bütt ging es mit dem Bus nach Kommern. Nach ca. einer Stunde erreichten wir unser Ziel, das Freilichtmuseum. Zunächst einmal musste eine Hürde von 10% Steigung zum Eingang genommen werden, für den ein oder anderen von uns älteren Herrschaften eine kleine Herausforderung. Aber alle Teilnehmer haben den Aufstieg ohne größere Probleme gemeistert.

Oben angekommen wurden wir aufgrund der hohen Teilnehmerzahl in zwei Gruppen eingeteilt, und unsere Führungen konnten starten. Sicherlich ging es vielen von uns wie mir. Die meisten Teilnehmer waren schon einmal in Kommern und haben sich die uralten Fachwerkhäuser aus verschiedenen Epochen und Gegenden in Deutschland angesehen. Aber jetzt konnte man den Unterschied zwischen geführter Tour und “ self service “ deutlich erkennen. Oder wussten Sie,
– woher der Begriff “ etwas auf die hohe Kante legen “ kommt,
– warum Deckenhöhe und Türen so niedrig waren,
– warum “ Himmelbetten“ unabdingbar und kurz waren,
– dass den Frauen, v.a. Kräuterfrauen, Aspirin bereits bekannt war,
– warum das Vieh ausgerechnet im Herbst geschlachtet wurde u.v.m.

Etwas auf die hohe Kante legen bezog sich auf Wertsachen, z,B. Schlüssel, die des abends auf dem Abschluss des Himmelbettes bzw. oben auf dem Schrank ( Kante ) deponiert wurden.

Die Decken und Türen waren nicht – wie irrtümlich angenommen – so niedrig, weil die Menschen so klein waren (die durchschnittliche Größe lag bei 1,65 m), sondern weil jede Öffnung oder Höhe Kälte verursachte und man bei Kälte nicht dagegen anfeuern konnte.   

Die Menschen schlafen noch gar nicht so lange im Liegen. Früher schlief man im Sitzen, wer lag, war tot. Die Begründung: Die Menschen waren ständig dem Feuerrauch ausgesetzt, wurden dadurch lungenkrank und bekamen im Sitzen besser Luft. Außerdem sorgte der „Himmel“ rund ums Bett dafür, dass Ungeziefer ferngehalten werden konnte. Deshalb standen die Bettpfosten auch in sog. Fettnäpfchen.

Mit dem Extrakt aus der Weidenrinde behandelten Kräuter- und Hausfrauen Kopfschmerzen und Entzündungen und weil Aspirin, wie wir es heute bezeichnen, blutverdünnend wirkt, versuchten die Frauen damals gelegentlich sich mit dem Extrakt aus der Weidenrinde einer ungewollten Schwangerschaft zu entledigen. Der Versuch endete nicht selten tödlich oder funktionierte nicht.

Eigentlich logisch warum das Vieh im Herbst geschlachtet wurde. Die meisten Bauern waren arm, die Winter hart, sodass man nicht in der Lage war, das Vieh im Winter ausreichend zu versorgen, ergo schlachtete man vor Wintereinbruch. 

Sie wollen noch mehr wissen? Meine Empfehlung: Besuchen Sie das Freilichtmuseum in Kommern, lassen sich mit Anekdoten und Fachwissen durch das Museum führen, und wenn Ihr Wissensdurst dann gestillt ist, kehren Sie ein in den Biergarten „Zur alten Poststelle“ neben der Schule. Hier kann man unter altem Baumbestand inmitten von Hühnern essen, trinken, seine Eindrücke verarbeiten und die Seele baumeln lassen.

Viel Vergnügen.

Text: Beate Baumeister, Fotos: Peter Schriefer