Die Kölner Synagoge

Besuch und Führung durch die Kölner Synagoge am 24. November 2021

„1700 Jahre jüdisches Leben in Köln“ war für den HKV der willkommene Anlass, der Synagoge in der Roonstr. 50 einen Besuch abzustatten.

Besuch der Synagoge in Köln

Das Interesse war sehr groß, aber in Coronazeiten musste die Gruppe auf 20 Mitglieder beschränkt bleiben. Mit unserer Führerin Frau Esther Bugaeva hatten wir eine ausgesprochen versierte Kennerin der jüdischen Geschichte im Allgemeinen und der der Juden in Köln. Die jüdische Gemeinde in Köln gilt als älteste nördlich der Alpen.

Besuch der Synagoge in Köln

In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden alle sieben Synagogen in Köln zerstört oder verwüstet, Anfang der 50er Jahre wurde die besuchte (erbaut 1899) als einzige wieder aufgebaut.

Die Führung begann in der „Gedenkhalle“ in der 1. Etage. Hier wird in großen schwarzen Gewölbetafeln an das Schicksal der Juden in der Nazizeit erinnert. Nach dem Jüdischen Kalender schreiben wir seit dem 8. September das Jahr 5782. Der Jahreswechsel variiert jedes Jahr etwas, da er sich nach dem Stand des richtet. Frau Bugaeva führte uns auf die Empore, die bei Gottesdiensten am Schabbat nur für Frauen reserviert ist. Die Männer sitzen mit Kippa oder anderen Kopfbedeckungen unten. Diese symbolisieren, dass die Männer für Bescheidenheit/Gottesfurcht „gedeckelt“ sind, es gibt eine höhere Gewalt über ihnen. Alle Synagogen weltweit sind für die Gläubigen in Blickrichtung Jerusalem gebaut.

Die siebenarmigen Leuchter haben nur 6 Kerzen. Der Leuchter mit 7 Kerzen stand im Tempel in Jerusalem. Keine Synagoge auf der Welt darf seit der Zerstörung dieses Tempels eine siebte Kerze erleuchten lassen.

Die Zeremonien sind in allen Synagogen mit wenigen Ausnahmen

fast identisch. Am Schabbat wird eins der 54 Kapitel aus der Thora von einem Laien auf Hebräisch vorgelesen. Dabei wird die Thora von Helfern gedreht, die auch kontrollieren, dass richtig gelesen wird. Nach einem Jahr fängt man wieder bei Kapitel 1 an. Die Thora beinhaltet die ersten 5 Bücher Mose, die 10 Gebote und weitere 613 Gebote und Verbote. Es gibt keinen Altar, dafür nur ein Lesepult. Ein Teil der Liturgie wird mit Blick auf den Jerusalemer Tempelsort vorgetragen. Ein Musikinstrument ist in der Synagoge nicht vorhanden. Die Thora wird in einer heiligen Lade hinter dem bestickten blauen Vorhang aufbewahrt. Der Vorhang bedeutet die Abgrenzung zwischen Tempelraum und dem Allerheiligsten. (Im AT ist auch vom „zerrissenen Vorhang“ die Rede!).

Die Kölner Synagoge wurde in den 50er Jahren von dem jüdischen Architekten und Überlebenden von 2 Konzentrationslagern, Helmut Goldschmidt, wieder aufgebaut. Z. B. sind über dem Ewigen Licht die Moses-Gesetzestafeln mit den Ziffern 1-10, gleichbedeutend mit den ersten 10 Buchstaben des Alphabets, die die 10 Gebote versinnbildlichen. Die Gesetzestafeln finden sich auch in einer der Rosetten wieder. In dem gegenüber liegenden Rundfenster ist die Taube aus der Arche Noah zu erkennen.

Unsere Gruppe bekam einen tiefen und interessanten Einblick in die jüdische Geschichte und die jüdischen Feste. Das nächste wird vom 28.November bis zum 5. Dezember gefeiert: Chanukka, das jüdische Lichterfest. Wir wurden eingeladen, auf dem Rathenau-Platz daran teilzunehmen.

Besuch der Synagoge in Köln

Nach der Führung wurde das vorbestellte koschere Gericht im Lokal „Mazal Tov“ serviert: Gemüsesuppe und dann entweder Omelette mit Salat oder Kuskus mit Hühnchen Fleisch. Auch koscherer Wein wurde vom Leiter der Küche, Herrn Dimitri Zaretski, angeboten, ebenso Espresso oder Kaffee.

Besuch der Synagoge in Köln

Unsere 20 Teilnehmer fuhren zufrieden mit vielen neuen Eindrücken ab Barbarossaplatz wieder nach Hürth.

Text: Friedrich Knäpper
Fotos: Alois.Wilmer